Henrik Palm – Poverty Metal
Multi-Instrumentalist und Tausendsassa Henrik Palm ist stets auf der Suche nach dem nächsten großen Projekt. Unter anderem wirkte er bereits bei In Solitude, Ghost und Gösta Berlings Saga mit, veröffentlicht zudem solo spannende Platten, die sich irgendwo im Spannungsfeld zwischen Hard Rock, Post Punk und Heavy Metal platzieren. Wobei, ist das, was er macht, eigentlich Metal? Während sich die Szenepolizei noch darüber streitet, nennt der Schwede sein neues Album einfach „Poverty Metal“ und geht seinen Weg weiter. Die Botschaft ist klar: Genres haben keine Bedeutung, wichtiger sind Identität und Gefühl.
Wohin will ein Song wie „Concrete Antichrist“ eigentlich? Das bleibt über weite Strecken eine offene, wenn auch spannende Frage. Der zittrige Sound, der deutliche Flirt mit mystischen Retro-Klängen und ein wenig Post Punk, die harmonische Schwere in tiefster Düsternis – Palm scheint extra Stühle heranzukarren, um sich zwischen möglichst viele zu platzieren. Tatsächlich läuft es letztlich auf die anfängliche Weisheit hinaus: Hauptsache es unterhält. Davon kann auch „Nihilist“ ein Lied singen. Über weite Strecken klingt das wie Ghost ohne überdrehtes Pop-Appeal, nämlich etwas unheimlich und doch eingängig. Hier wird mit einfachsten Mitteln ein Mini-Hit geschrieben, der sich dennoch dreht und windet – einfach und genial.
Überhaupt blüht Palm gerade in den ausladenden XXL-Songs auf. Die schiere Wucht von „Sugar“, wird sie denn losgelassen, erdrückt förmlich. Rundherum erschließt sich ein stellenweise semi-balladeskes, zittriges Arrangements, das im richtigen Moment mit dem Vorschlaghammer durch den Vorgarten rattert. Dort lauert bereits „Given Demon“, dessen höllische Abfahrt sich in eine obskure, etwas planlose Psychedelic-Halbzeit umwandelt. Auch das ist Henrik Palm: experimentell ohne Rücksicht auf Verluste. Sein „Last Christmas“ ist ebenso mehr Collage als Song und wirkt unbefriedigend.
Damit wäre auch eines der größten Probleme dieses Albums auf den Punkt gebracht: „Poverty Metal“ ist in den besten Momenten richtig gut, steht sich anderenorts aber selbst im Weg. Psychedelic Rock kommt oft gut, bloß reiht Henrik Palm vornehmlich kleinere Variationen und collagenartige Darstellungen ohne großen Mehrwert aneinander. Das ist nett, mehr auch nicht. Somit bleibt dieser neue Soloexkurs etwas unter seinen Möglichkeiten, wenngleich mit „Nihilist“ und „Sugar“ zwei großartige Songs alleine bereits den Kauf rechtfertigen. Es geht noch mehr, das ist gewiss.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 16.10.2020
Erhältlich über: Svart Records (Membran)
Facebook: www.facebook.com/GustafHenrikPalm
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