Khaima – Owing To The Influence
Neue Aufstellung, spannende Aussichten: Khaima gibt es zwar bereits seit 2013, im aktuellen Line-up fand sich das Quartett jedoch erst letztes Jahr zusammen. Die Saarbrückener widmen sich verschiedenen Alternative- und Prog-Sounds im weitgefassten Rock- und Metal-Mikrokosmos, was unter anderem bereits Vergleiche mit Tool, Alice In Chains und Deftones einbrachte. Nun stellen die Saarländer ihr Debütalbum „Owing To The Influence“ vor.
In neun spannenden Kapiteln etablieren Khaima ihren vertraut wirkenden und zugleich angenehm eigenständigen Sound auf vielfältige Weise. Bereits das eröffnende „Blowback“ zeigt mit wuchtiger Schwere und bedeutungsschwangeren Vocals, wohin die Reise geht. Sven Hill macht seine Sache am Mikrofon gut, lässt gewisse Querverweise auf Maynard James Keenan zu. Der Basslauf passt ebenso wunderbar zu Tool. Was bei den Deutschen angenehm auffällt, ist die Hinzunahme eines Keyboards, welches die Intensität des Songs weiter befeuert und endgültig auf eigene Beine stellen. Nach und nach nimmt der Track somit eine gewisse Eigendynamik an und wächst eindrucksvoll, geradezu gigantisch.
Diese erste Finsterwucht erreicht die Band nur noch selten, doch schlecht ist der Rest dieser Platte keinesfalls. Im Gegenteil: „Collidoscope“ betont die Alternative- und Post-Grunge-Seite des Quintetts mit dicken Gitarren und bratenden, metallischen Wutausbrüchen – kurze, heftige Eruptionen mit Nachdruck. Für „Parasomnia“ nehmen sich Khaima über weite Strecken hingegen komplett zurück und bereiten gleich mehrere kometenhafte Aufstiege vor. Die lauten, erhabenen Passagen geben sich scharfkantig, proggig anspruchsvoll und zugleich federnd – ein eigenwilliger Kontrast, den „Sulpiride“ nach dem semi-balladesken Auftakt weiter verdichtet und viel zu schnell in noisige Gefilde abdriften lässt. Dieses plötzliche Abdriften mit überlangen Outros gehört bei Khaima dazu, siehe und höre auch das spektakuläre, knackige „The Fox And The Grapes“, das sich nach und nach in sympathische Nichtigkeiten auflöst.
Ist erst einmal die Verwunderung über die vertrauten Klänge abgeklungen, stellt sich schnell eine packende Platte ein. Khaima sind keine Copycats, sondern setzen verschiedene Bausteine neu zusammen und streuen ihre eigene Würzung darüber. Somit macht „Owing To The Influence“ seine Ursprünge zwar deutlich, wirkt aber zugleich frisch und angenehm bedrohlich. Zwischen Alternative-Songdienlichkeit und progressiver, komplexer Verspieltheit läuft die Suche nach dem idealen Mittelweg, der sich auf künftigen Releases gewiss noch etwas stärker betonen lässt. Doch das ist Meckern am hohem Niveau – schon zu diesem frühen Zeitpunkt liefern Khaima gar Kurzweiliges.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 30.10.2020
Erhältlich über: Barhill Records (Cargo Records)
Website: khaima-music.com
Facebook: www.facebook.com/khaimamusic
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