Elizabeth The Last – Task
Die Suche nach dem richtigen, dem eigenen Sound hielt Elizabeth The Last in Atem. Jahrelang experimentierte man mit verschiedensten Rockauslegern, Gesangsstilen und Songstrukturen, bis man schließlich vor zwei Jahren eine rein instrumentale Platte im breiten Post-Rock-Feld veröffentlichte. Wobei selbst das für die instrumentale Gitarrenmusik des deutschen Trios wohl nur ein Behelfsbegriff sein dürfte, denn das Sprengen des etatmäßigen Rahmens bleib weiterhin Kunstform. „Task“ macht vor, wie es geht.
Für ihre narrativ ausladenden Strukturen lassen sich Elizabeth The Last bewusst Zeit und bemühen den gemächlichen, von Umwegen begleiteten Aufbau. So nimmt das eröffnende „Blacksmith“ gleich elf Minuten in Anspruch, ohne dabei auch nur eine Sekunde zu langweilen. Für gängige Post-Rock-Schemata arbeitet das Trio gerne mit bleierner Schwere, mit angedeutetem Kargland und nahezu post-apokalyptischer Hoffnungslosigkeit. Die multiplen Entladungen am Ende dieses Giganten nehmen durchaus metallische Gestalt an, drücken die Fußtrommel durch und wirbeln wild durch die Luft.
Der zweite Riese ist sogar noch eine halbe Minute länger. „Harvester“ arbeitet nicht etwa auf den etatmäßigen Einzel-Höhepunkt hin, sondern geht gleich mehrfach durch die Decke. Scharfkantige Riffwände, durchaus mystisch angehauchte Zäsuren und abermals an post-metallische Gefilde andockende Husarenritte kreieren packende Spannungsbögen, die „Inselwart“ mit etwas mehr Nachdenklichkeit aufnimmt. Elizabeth The Last klingen geerdeter und zugleich getrieben, denn in den vergleichsweise ruhigen und klaren Tönen steckt deutlicher Forschungsdrang. Nach dem kurzen, intensiven Zwischenspiel „Watchmen“ fährt „Claimant“ mit purer, ungefilterter Intensität aus den Boxen und führt sogleich in media res. Dieser wuchtige Part wiederholt sich immer wieder in verschiedenen Variationen, bevor ein ausgedehntes Fadeout die endliche Unendlichkeit beschwört.
Vielleicht keine revolutionären Erkenntnisse, dafür richtig gute Instrumentalmusik: „Task“ ist Kopfkino in Reinkultur. Das oberflächlich recht karge, reduzierte Auftreten bekommt Elizabeth The Last gut und verleiht den plötzlichen, den unerwarteten Wendungen deutlich mehr Impact. Gepaart mit dem steten Blick über die Post-Rock-Grenzen, der gerne mal in metallische Bereiche reicht und sich nie so ganz von den experimentellen Wurzeln lösen will, gelingt ein packender Exkurs, der mit jedem weiteren Durchlauf wächst. Tolles Ding.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 06.11.2020
Erhältlich über: Timezone (Timezone)
Website: elizabeth-the-last.com
Facebook: www.facebook.com/elizabeththelast.band
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