Harlott – Detritus Of The Final Age
Binnen kürzester Zeit mauserten sich Harlott zur absoluten Thrash-Vorzeigeband. Ihre drei ersten Alben – eine Trilogie über den sukzessiven Untergang der Menschheit – schlugen mit atemberaubender Wucht ein, nun geht es um die Platte danach. Mit zwei neuen Musikern und einem ungeschönten Blick auf die Grausamkeiten der Gesellschaft ausgestattet, setzt „Detritus Of The Final Age“ den eingeschlagenen Weg souverän fort. Dieses Mal geht es konzeptuell um jene, die in besagter Trilogie den Untergang der Menschheit vorantrieben, überlebten und einfach nicht wahrhaben wollen.
An Intensität und Spielfreude haben Harlott auch im neuen Line-up rein gar nichts eingebüßt. Nach einem kurzen, melodischen Intro pflügt „As We Breach“ los. Nach dem Motto „Genug ist genug“ geht es um Menschen, die alles verlieren, und deswegen vielleicht die Welt verändern können. Vertraute Wucht und brachiale Härte treiben den alten Bay-Area-Stiefel voran. Erinnerungen an Testament und Exodus werden wach, ohne vollends abzukupfern – das kennt man so bereits, das macht Laune. Im direkten Anschluss erhöht „Idol Minded“ die Schlagzahl mit punkiger Spielzeit und fieser Trigger-Wucht. Im Vollsprint reißt das Quartett alles nieder.
Harlott fühlen sich ebenso in der Überlänge wohl, was gewiss nicht neu ist. „Miserere Of The Dead“ packt sogar achteinhalb Minuten aus. Der melodische, akustische Instrumental-Mittelteil fällt etwas aus dem Rahmen und hätte hinterher etwas mehr Explosivität verlangt, das melodische Epos macht aber ebenso Laune. Auch „Nemesis“, der zweite Gigant, bemüht sich um eingängige Vielschichtigkeit, nimmt zwischenzeitlich etwas Megadeth mit auf die Reise und packt zwischendurch sogar toxischen, wütenden Groove aus. Zum Ausgleich sprinten „The Time To Kill Is Now“ und „Prime Evil“ mit fieberhafter Wucht durch die Szenerie und schlagen wild um sich. Das passt ins Bild.
Obwohl Harlott die ganz große Explosivität ihrer letzten Platten nicht 100%ig erreichen, beschwert man sich auf verdammt hohem Niveau. Die Australier versuchen definitiv mehr, bemühen sich in epischen Gefilden um kleinere Experimente und setzen zwischenzeitlich sogar Blastbeats ein. „Detritus Of The Final Age“ ist das Werk einer selbstbewussten Band, die sich um frischen Wind im vertrauten Umfeld bemüht. Zwischenzeitlich erinnern diese Gehversuche ein wenig an Metallica zwischen Puppets und Justice – kühn, energisch und jenseits etwaiger Scheuklappen. Wer klassischen, anspruchsvollen Thrash Metal mag, kommt auch weiterhin nicht an den famosen Harlott vorbei.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 13.11.2020
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)
Facebook: www.facebook.com/HarlottOfficial
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