Pothamus – Raya

| 30. November 2020 | 0 Comments
Pothamus

(c) Gert Stockmans

Drei belgische Newcomer landen mit einem erhabenen Wunderwerk – so viel Zeit muss sein. Tatsächlich gibt es Pothamus aus Mechelen im Norden des Landes erst seit wenigen Jahren. Ihr Sound wirkt dafür umso reifer und erwachsener, klingt nach Erfahrung und einem ereignisreichen Leben. Irgendwo zwischen Sludge, Post Metal und beklemmender, Ambient-hafter Atmosphäre werkt das Debütalbum „Raya“, der erste Exkurs auf ausladender Studiolänge.

Schnell entwickelt sich die Überlänge zur Kunstform auf dieser Platte, an der eigentlich rein gar nichts schnell ist. Der Widerspruch in sich löst sich dafür durch bestechende Aufbauten und präzise, beklemmende Arrangierung auf. Am besten gelingt das wohl im Titelsong „Raya“, der in gut 16 Minuten gleich mehrere Instanzen konstanter Verwandlung durchmacht und an die Substanz geht. Wie feinsinniger, klagender Gesang im ersten Drittel durch wiederholende Schleifen fährt, bewegt. Pothamus deuten immer wieder dicke Sludge-Druckwellen an, warten aber bis zu den letzten vier Minuten, um diese auch tatsächlich freizusetzen. Hinter dieser verzögerten, unbequemen Schwere steckt Methode, denn in Verbindung mit wütenden, schmerzerfüllten Screams und Growls gehen die Belgier in aller Gemächlichkeit durch die Decke.

An dieses einzigartige Happening kommt der Rest der Platte nicht ganz heran, was jedoch nicht wirklich stört. „Viso“ verknappt den Ansatz und nimmt post-metallische Störsignale dazu. Schrille, schroffe Gitarren reiten auf dem wilden Arrangement, von ätherischen Schleifen mit elektronischen Untertönen geschickt begleitet. Pothamus ziehen die Daumenschrauben immer weiter an und vollführen den Schritt zu Drone-artiger Entfremdung, bevor der Song langsam, aber sicher in gemächlichen Noise-Kaskaden versandet. Das von knisternder Atmosphäre und hellem Gesang lebende „Heravis“-Doppel im direkten Anschluss wirkt im Vergleich dazu federleicht.

Und so macht „Raya“ im weiten Sludge-Feld vieles anders, setzt sogar frische Akzente durch Post-, Doom- und Ambient-Zusätze mit progressiv-atmosphärischer Note. Pothamus erklären den Aufbau und das Mäandern zur aufwühlenden Kunstform, ohne dabei in irgendeiner Form prätentiös zu wirken. Bewegende Präzision und ungedämpfte Urgewalten gehen auf ungewohnte, ungewöhnliche Weise Hand in Hand. Was nicht funktionieren sollte, erobert ungeahnte Sphären – welch packendes Debüt.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 04.12.2020
Erhältlich über: Consouling Agency

Facebook: www.facebook.com/Pothamus

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Category: Magazin, Reviews

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