Killer Be Killed – Reluctant Hero
Killer Be Killed war nie als einmalige Angelegenheit gedacht. Freilich ist das leichter gesagt als getan, denn die prominente Besetzung um Max Cavalera (Soulfly, Cavalera Conspiracy), Greg Puciato (ehem. The Dillinger Escape Plan, jetzt solo unterwegs), Troy Sanders (Mastodon) und Ben Koller (Converge) unter einen organisatorischen Hut zu bringen, ist eine Herausforderung für sich. Und doch hat die prominent besetzte Truppe tatsächlich ein zweites Album aufgenommen. „Reluctant Hero“ vereint einmal mehr die individuellen Talente der Veteranen zu einer erstaunlich homogenen Mischung.
Übrigens verlassen sich Killer Be Killed nicht alleine auf jene wuchtige Formel, die ihren eponymen Einstand so stark machte, sondern wagen deutlich mehr. Der abschließende Titelsong, der stellenweise wie eine dezent angeproggte Power-Ballade klingt und alle drei Stimmen auf eingängige, zuweilen sogar leicht poppige Weise bündelt, macht es vor. Sollte eigentlich cheesy sein, macht aber verdammt viel Laune. Das bedrohliche „Inner Calm From Outer Storms“ geht es deutlich vorhersehbarer an. Nur langsam erhebt sich die Band aus bedrückender Düsternis, dann legt sich ein imaginärer Schalter um. Max Cavalera stürzt sich in eine vertraute Frontalattacke, die so auch bei Soulfly funktionieren würde, nun bloß durch mehr Groove und abgedrehte Melodik angereichert.
Hier kommt zusammen, was in dieser Güteklasse eigentlich nicht funkionieren dürfte, und „From A Crowded Wound“ tankt sich spielerisch voran. Das siebenminütige Epos dieser Platte entlädt sich mehrfach und erinnert deutlicher als andere Songs auf diesem Album auf Mastodon, wobei das düstere Verharren in instrumentaler Schwere zwischendurch und das lärmende Gitarrensolo am Schluss wie von einer anderen Welt wirken. In „Deconstruction Self-Destruction“ lässt das Quartett hingegen die Abrissbirne kreisen, holt im Auge des Sturms ein paar klassischere Metal-Klänge in den Mix und packt schließlich einmal mehr das entfremdete Progcore-Hackbrett aus.
Insgesamt hört man zumindest stimmlich vergleichsweise wenig von Max Cavalera (Sanders und Puciato treten deutlich prominenter auf), zudem wirken die neuen Songs noch vielschichtiger, vertrackter als auf dem Einstand. Diese spürbare und doch nicht zu mächtige Evolution im Hause Killer Be Killed kommt gut, und so gibt sich „Reluctant Hero“ angenehm anders, ohne komplett mit den Erwartungen zu brechen. Ein weiteres starkes Album von einer starken Besetzung ist das Ergebnis – wie erwartet und auch irgendwie nicht. Gerade das macht den Reiz des Zweitlings aus.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 20.11.2020
Erhältlich über: Nuclear Blast (Rough Trade)
Website: www.killerbekilled.com
Facebook: www.facebook.com/KillerBeKilled
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