Novarupta – Marine Snow
Mit seinem Ein-Mann-Projekt Novarupta untersucht der von The Moth Gatherer und Terra Tenebrosa bekannte Alex Stjernfeld die vier Elemente im Rahmen von vier Konzeptalben. Vor eineinhalb Jahren landete der erste Teil „Disillusioned Fire“, der sich mit hitzigen Dingen befasste. Ein neues Umfeld bedeutet zudem einen verfeinerten Sound, denn der bislang wuchtige Post-Black Metal mit Sludge-Untertönen wurde zumindest ein Stück weit gezähmt. „Marine Snow“, die Abhandlung über die Kraft des Wassers, bemüht mehr Atmosphäre und kann zudem mit einem All-Star-Cast an Gastmusikern aufwarten.
Einer der prominentesten Mitstreiter eröffnet diese Angelegenheit: Josh Graham von A Storm Of Light (früher bei Red Sparowes) schwimmt in „Broken Blue Cascade“ an die Oberfläche. Das minutenlange Verharren in einer beklemmenden und doch eingängigen Form der Stasis bekommt dem Track gut, danach gesellen sich verzweifelte Untertöne zu einem ebenso arrangierten Track. Doomige Elemente und seltene, lautmalerische Momente kehren das Post-Präfix stärker denn je hervor. Danach bemüht sich „Every Shade Of Water“ um Monumentalität auf allen Ebenen. Was Lea Amling von Besvärjelsen an bittersüßer Show abzieht (Skraeckoedlan-Frontmann Robert Lamu wirkt im Vergleich tiefenentspannt und betont Schlüsselpassagen), bewegt und begeistert.
Währenddessen wächst der Gigant weiter. Martin Persner von Magna Carta Cartel, der unter anderem bei Ghost Gitarre spielte, verleiht dem schroffen, monolithischen „Trieste“ Nachdruck. Dichte Atmosphäre, beißende Härte und ein verstohlener Seitenblick auf das Debüt gehen an die Substanz. Novarupta erhöhen derweilen die Schlagzahl. „No Constellation“ holt sich Mike Paparo von Inter Arma ans Mikro, die zerstörerische Urgewalt mit zermalmender Sludge-Schlagseite kommt fantastisch. Und dann setzt „11°22.4n 142°35.5e“ (Koordinaten im Stillen Ozean östlich der Philippinen und nördlich von Papua-Neuguinea) einen spektakulären Schlusspunkt. Arvid Hällagård von Greenleaf singt gar fantastisch und erreicht neue atmosphärische Höhen, der Post-Black-Metal-Wutausbruch zum Schluss spannt schließlich den Bogen zum Einstand. Der Kreis schließt sich.
Deutlich ruhiger und melodischer, ohne auch nur eine Spur an Härte und Urgewalt einzubüßen: „Marine Snow“ zeigt eine andere Facette Stjernfelds und passt zugleich hervorragend zur konzeptuellen Wasser-Ausrichtung dieser Platte. Mehr Tiefgang, mehr Atmosphäre und nur seltene, schroffe Wucht begleiten das zweite Novarupta-Album auf dem Weg zu neuen, post-metallischen Höhen. Was vor eineinhalb Jahren stark und feurig begann, wächst nun komplett über sich hinaus und erreicht neue Sphären epischen Storytellings, begleitet von hervorragenden Gästen und starker Zusammenstellung. Spätestens jetzt sollte man die Augen nicht mehr von diesem fantastischen Projekt lassen.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 13.11.2020
Erhältlich über: Suicide Records
Facebook: www.facebook.com/novaruptaband
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