The Last Cell – Veter
Wenn der studierte Gitarrist Jean-Marc Perc zu seinem Instrument greift, wird es anspruchsvoll, emotional und narrativ hochgradig spannend. Seit 2018 veröffentlicht der Wiener als The Last Cell rein instrumentale Musik im EP-Format, deutlich an Künstlern wie Plini und Intervals angelehnt. Auf „Veter“, seinem dritten Release, befasst sich Perc mit den Ursprüngen des Lebens, dem Kampf ums Überleben und den vermeidbaren Untergang.
Zunächst bringt „Windtemple“ verspielte, durchaus warmherzige Klänge mit, doch schnell verfinstert sich der Himmel. Wiederholte Eintrübungen, die plötzlich explodierende Rhythmusabteilung und eine vogelwilde, zuweilen gar singende Lead-Gitarre duellieren sich. Immer wieder verschärft The Last Cell das Tempo bis hin zu Djent-Eruptionen, dann wird es wieder getragen und Soundtrack-haft. Der Titelsong „Veter“ setzt sogar noch einen drauf, kokettiert mit hektischem Stakkato, höllischen Abfahrten und abermaligem Aufflackern kompromissloser Finsternis. Schon jetzt scheint das Ende nahe zu sein.
Nun schraubt „Neon 18,2“ den Härtegrad kräfitg nach oben. Wütende Drumsalven akzentuieren Schlüsselstellen, widerborstiger Djent trifft auf verspielte, klassisch anmutende Prog-Ansätze. Immer wieder taucht ein gewisser, von Glocken begleiteter Hoffnungsschimmer auf und spendet verhaltene Wärme. Schließlich bemüht sich „Turbine“ um mehr Melodie, um jazzige Abfahrten und um schwerfälligen Groove. Plötzlich baut sich so etwas wie zurückhaltende, verstohlene Sicherheit auf. Ist am Ende doch nicht alles längst zu spät?
Offene Fragen akzentuieren den existenziellen Wahnsinn und verpassen selbst den zartesten Melodien eine beklemmende Ungewissheit. Neben der offenkundigen Instrumentalkunst macht gerade das „Veter“ so ansprechend. Die dritte EP von The Last Cell ist nicht nur stilvolles Showcase für den Gitarristen Jean-Marc Perc, sondern vor allem eine unbequeme und doch wunderschöne Platte, die – selbstverständlich mit Kopfhörern bewaffnet – auf eine endlose Reise durch das Innerste, zum Selbst und in eine bedrohte Zukunft einlädt. Ein in vielerlei Hinsicht hochgradig interessanter Release.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 30.10.2020
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Website: thelastcell.com
Facebook: www.facebook.com/thelastcellmusic
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
Letzte Kommentare