Miss Lava – Doom Machine
Seit über einem Jahrzehnt halten Miss Lava die portugiesische Stoner-Flagge hoch, neues Material gab es zuletzt allerdings nur spärlich. Das letzte Studioalbum erschien 2016, im Folgejahr gab es noch eine EP. Einfach waren die letzten Jahre keineswegs für die Band. K. Raffahs Sohn starb mit nur eineinhalb Monaten, andere Mitglieder wurden während des Kreativprozesses Vater. „Doom Machine“ befasst sich lose mit Raffahs Tragödie und erklärt zudem, wie selbstzerstörerische Kräfte zu einem großen Ganzen anwachsen können.
Zu den Eckpfeilern dieser neuen Platte zählt „Brotherhood Of Eternal Love“, eines von gleich mehreren Epen aus der Westentasche. Während das Hauptriff durchaus Stoner-Qualitäten aufweist, ziehen Miss Lava den Song etwas gemächlicher und vertrackter auf, scheinen sogar mit psychedelischen Elementen zu flirten. Schwerfälligkeit scheint zu beflügeln und wirft im Vorbeigehen komplexe Momente ab – eine spannende Grenzerfahrung. „The Fall“ ist sogar noch ein Stück länger, zugleich deutlich kraftvoller. Hier kommt das bekannte Faible für Grunge-Gitarren – Vergleiche mit Alice In Chains begleiten die Portugiesen eigentlich schon immer – deutlicher denn je an die Oberfläche, der knisternde Mittelteil geht wunderbar an die Substanz.
Natürlich liegt die Würze im richtigen Moment ebenso in der Kürze, und so eröffnet „Fourth Dimension“ dieses neue Album mit knackigem Riffing, etwas wilderem Tempo und klassischen Rock-Harmonien im Refrain – sehr vertraut und zugleich sehr gut. „In The Mire“ baut auf diesem Konzept auf, obwohl es zunächst richtig schön doomig losgeht. Der lärmende, leicht verstörende Hauptteil erinnert mit seiner eigenwilligen Gesangsmelodie sogar kurz an Voivod. Ein weiterer Gigant lauert übrigens am anderen Ende dieser Platte. Der Titelsong „Doom Machine“ wechselt das Tempo konstant und scheint unzählige Ideen zusammenzukleistern. Kann man machen, besser sind jedoch Exkurse wie das bleierne, lärmend verwaschene „The Great Divide“, die frische Erkenntnisse aus ausladenden Dimensionen beziehen.
Unbequeme Eingängigkeit trägt das ersehnte neue Studioalbum der Portugiesen. Auf „Doom Machine“ klingen Miss Lava tatsächlich noch vielschichtiger und komplexer, ohne dabei auf ihren Hang zu sympathischen Harmonien und knackigen Riffs zu verzichten. Man entwickelt sich einfach bewusst weiter mit wichtiger, verständlicher Düsternis, bereits bekannten Finster-Grunge-Einschüben sowie einer Prise Prog und Psychedelic zum Drüberstreuen. Digital sowie auf CD gibt’s außerdem noch drei Bonussongs – insgesamt knapp 57 Minuten neues Material bis zum Rand mit bewegender Intensität gefüllt. Miss Lava bleiben eine Bank.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 15.01.2021
Erhältlich über: Small Stone Recordings
Facebook: www.facebook.com/MissLavaOfficial
Letzte Kommentare