Mentally Blind – Stage: Zero
Mentally Blind sind junge Veteranen und bringen für ein Debütalbum bereits einiges an Routine mit – Kunststück, schließlich gibt es die Band bereits seit zwölf Jahren. Bislang veröffentlichte das polnische Quartett eine EP, zudem schaffte es Frontmann Antek Olech einst in die engere Auswahl für den Sängerposten bei Northlane. Zwei Europatourneen und Support-Slots für Bury Tomorrow, Uneven Structure und Monuments sprechen ebenso eine deutliche Sprache. Entsprechend dynamisch und ausgereift präsentiert sich nun das erste Album „Stage: Zero“.
Das liest sich ja alles nett, aber wie klingen Mentally Blind eigentlich? Die begleiteten Acts funktionieren durchaus als Referenzen, denn bei den Polen treffen moderner Progressive Metal und melodischer Metalcore aufeinander – viel Atmosphäre, unerwartete Komplexität und im richtigen Moment beißende Härte geben sich die Klinke in die Hand. Das resultiert zum Beispiel in „One For No One“, das sich um gemächlichen Aufbau und flirrende Melodien, um ellenlanges Verharren in der Startbox bemüht. Kaum legen Mentally Blind los, brennt die Luft mit konzentrierter Wut und wildem Biss, ohne jedoch über die Stränge zu schlagen. Der Mittelweg zwischen Anspruch und Abrissbirne macht den Track stark und den Rest des Albums ebenso unterhaltsam.
„Everything’s Great“ scheint von proggigen Strukturen nichts wissen zu wollen, peitscht zwischenzeitlich mit rasendem Elan voran und findet selbstverständlich Platz für den etatmäßigen, eingängigen Refrain. Selbst ein martialischer Breakdown kommt hier unter. Der Opener „Somewhere You’d Never Go“ schraubt den Härtegrad sogar weiter in die Höhe, lässt ebenso Raum für ein klassisches Metalsolo und himmlische, erhabene Harmonien. Hingegen spielt das fragile, dennoch forsche „Beyond Me“ mit der semi-balladesken Seite der involvierten Marschrichtungen. Große Gefühle stehen auf der Tagesordnung, erstaunliche Aggression trifft auf introvertierte Beklemmung.
„Stage: Zero“ wird für keine metallische Revolution sorgen, aber das dürfte wohl kaum die Absicht des Quartetts sein. Der proggige Core-Sound mit dichter Atmosphäre und spektakulären Eruptionen landet auch so Volltreffer am laufenden Band. Man hört Mentally Blind die Erfahrung an, von der starken Produktion bis zum cleveren Songwriting. Grundsympathischer Wahnsinn sowie geschicktes Spiel mit Stimmungen und Emotionen lassen diesen Einstand hell leuchten – ein Geheimtipp, der entschieden in Richtung großer Wurf drängt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 10.02.2021
Erhältlich über: Blood Blast Distribution
Facebook: www.facebook.com/MentallyBlind
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