Spelljammer – Abyssal Trip
Die schiere, ausladende Gewaltigkeit der Dinge begleitet Niklas Olsson ständig. Der Bassist und Sänger von Spelljammer lässt sich zun nachdenklichen Texten hinreißen, die perfekt zum wuchtigen, überdimensionierten und, nun ja, gewaltigen Sound seiner Band passen. Seit der letzten Platte vergingen fünf Jahre, was wiederum auf gewisse Weise Sinn macht – schließlich will man im ewigen Grübeln bloß nichts überstürzen. „Abyssal Trip“ zieht nun in musikalische und seelische Untiefen hinab.
Olsson, Gitarrist Robert Sjörling und Schlagzeuger Jonatan Rimsbo hatten sich in einem Haus am Land nahe Stockholm eingeschlossen, um die Songs auf Performance-Ebene aufzunehmen, bevor Esben Willems von Monolord das Mastering übernahm. Dieser für die Band frische Ansatz machte sich offensichtlich bezahlt, wie der monströse Titeltrack auf eindrucksvolle Weise belegt. „Abyssal Trip“ schält sich nach einem ausgedehnten Vocal-Sample zögerlich aus dem Dickicht und bleibt in der so willkommenen bleiernen Schwere hängen. Dicke, endlose Monolithen – Schlagzeug und Bass harmonieren exquisit – sorgen für kaum auszuhaltenden Druck, die Gitarre sinniert mit wuchtigen Riffs und kleinen Variationen. Noch ein wenig Gesang in die Untiefen des Arrangements packen, fertig ist das Monster.
Was sich wie ein watscheneinfaches, offensichtliches Rezept liest, ist tatsächlich wesentlich komplexer und erfährt auf Albumlänge ausreichend Beschuss durch frische, eigenwillige Einflüsse. So wechselt Olsson in „Silent Rift“ beispielsweise mehrfach zwischen Gesang und Growls, das Tempo erreicht brachiales Doom-Niveau, die Solo-Gitarre scheint stets im richtigen Moment an die Oberfläche zu gelangen. Hingegen wohnt „Lake“ eine gewisse manische Qualität inne, die sich rund um ein stilles, brodelndes Auge des Sturms mit Squeals, Rolls und für Band-Verhältnisse echter Aggression ausbreitet.
„Abyssal Trip“ ist ein Biest von einem Album, fies und schroff von der ersten bis zur letzten Sekunde. Die wahnwitzige Energie, die in jeder gemächlichen Sekunde steckt, beeindruckt tatsächlich. Stets fühlt sich die Platte explosiv an, selbst wenn das gemächliche Sludge-Tempo kaum verlassen wird. Entsprechend operieren Spelljammer am Anschlag, ohne sich dabei aus der Reserve locken zu lassen – ein kurioser Spagat mit hohem Unterhaltungswert und zähem Suchtfaktor. So schön können emotionale Erschöpfung und menschliches Kargland klingen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 26.02.2021
Erhältlich über: RidingEasy Records
Facebook: www.facebook.com/spelljammerband
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