Nightfall – At Night We Prey
Nightfall ist eine dieser Bands, die schon ewig dabei ist – man feiert heuer 30. Geburtstag – doch der große Durchbruch blieb den Griechen verwährt. Das liegt mitunter an langen Pausen, einer kurzzeitigen Auflösung und mehreren Line-up-Wechseln, welche die nötige Stabilität vermissen ließen. Zudem schlägt sich Frontmann Efthimis Karadimas seit den mittleren 00er-Jahren mit Depressionen herum. Stolze acht Jahre nach dem letzten Lebenszeichen starten Nightfall nun aber erneut durch. Mit Season Of Mist im Rücken, die aktuell zudem alle alten Werke erneut auflegen, landet nun das zehnte Studioalbum „At Night We Prey“.
Plötzlich zeigen sich die Griechen in bestechender Form, als wären sie nie weg gewesen. Nach einem kurzen Intro bäumt sich „Killing Moon“ bedrohlich auf und bringt alles mit, was das Quartett so stark macht – beißende Düsternis, melodischer Death-Metal-Elan und ein wenig Doom zum Drüberstreuen. Aus dem Nirgendwo legt sich ein Schalter um, das Quartett sprintet los und zerlegt alles, was nicht bei drei im Erdreich liegt. Selbst Erinnerungen an Amon Amarth werden wach, und das folgende „Darkness Forever“ baut auf diesen auf; vom martialischen Dauerdruck über das stete Gefühl einer gewissen Eingängigkeit bis zu einem bestens aufgelegten Efthimis Karadimas, der sich in bestechender Form zeigt.
Die typische Nightfall-Finsternis scheint immer wieder durch, besonders im Titelsong „At Night We Prey“. Hier taucht die Band über weite Strecken in Dark- und Gothic-Gefilde ab, zieht wuchtige Midtempo-Wände auf und lässt ominösen weiblichen Sprechgesang am Höhepunkt durchdringen, der kalte Schauer über den Rücken jagt. „Giants Of Anger“ ist ein ähnliches Kaliber, dessen süßliche Doom-Ausrichtung sämtliche Sinne überlastet und sogar mit feinen Stomper-Ansätzen kokettiert, während der Protagonist hörbar dem Wahnsinn verfällt und seinen Stimmbändern gar Erstaunliches abringt. Eine wechselhafte Wuchtbrumme wie „Martyrs Of The Cult Of The Dead (Agita)“ oder das schroffe, tödliche „Temenos“ verbinden die gekonnt schwerfälligen Kapitel mit wachsender Begeisterung.
Und plötzlich ist alles eitel Sonnenschein im Finsterwald, denn Nightfall zeigen sich nach der langen Auszeit in eindrucksvoller Form. Starkes Songwriting, packende Melodienbögen und großes Drama in sämtlichen Arrangements reißen auf unerwartete Weise mit. „At Night We Prey“ beschwört endlich den erhofften kreativen Frühling herauf und hat das Zeug, die Griechen endlich in verdiente Sphären vordringen zu lassen. Gute Songs, noch bessere Stimmung und ein exzellentes Line-up bürgen für das ersehnte Qualitätswerk.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 05.03.2021
Erhältlich über: Season Of Mist (Soulfood Music)
Website: nightfallofficial.com
Facebook: www.facebook.com/nightfallbandofficial
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