Pupil Slicer – Mirrors
Selbstverständlich gibt es schönere Namen als Pupil Slicer, aber immerhin weiß man, was es zu hören gibt. Das Londoner Trio siedelt sich irgendwo zwischen Mathcore, Grindcore und Death Metal an, gespickt mit Texten über Missbrauch, soziale Phobie und Depressionen – das geht in vielerlei Hinsicht an die Substanz. Noch dazu griff Frontfrau Kate Davies auf persönliche Erfahrungen zurück. Und dann nennt sich das Debütalbum auch noch „Mirrors“, eine Reflexion der hässlichen Gegenwart. Ganz schön starker Tobak.
Kann die musikalischer Trigger Warning eigentlich was? Und wie, wobei Nerven wie Drahtseile Pflicht für den Genuss dieses Opus sind. Das eröffnende „Martyrs“ braucht gut 40 Sekunden, um das noisige Intro hinter sich zu lassen und wütende, wahrhaft abgefuckte Math-Zuckungen mit Grind-Untertönen auszupacken. Störsignale, Entfremdungseffekte und aggressive Hektik quietschen und quengeln, der Midtempo-Schlussteil mit Groove kann nicht schnell genug kommen. „L’Appel Du Vide“ macht etwaige Vergleiche mit The Dillinger Escape Plan deutlich, wobei der Hauch von Melodie mitten im ärgsten Sturm verdammt gut kommt.
In der Zwischenzeit mutiert der Wahnsinn der Briten weiter und wirft das siebenminütige Monstrum „Mirrors Are More Fun Than Television“ ab. Der Quasi-Titelsong zerlegt sich wiederholt selbst, schraubt die Death-Metal-Anteile in die Höhe und explodiert im richtigen Moment mit kurzweiliger Kauzigkeit. Hingegen treibt „Worthless“ die Mathgrind-Möglichkeiten auf die Spitze und erinnert in seltenen Momenten sogar an die legendären Urväter Botch. Im Anschluss lässt „Wounds Upon My Skin“ immer wieder die Wolken vorüberziehen. Es wird kurz Licht, bevor der monumentale Rausschmeißer „Collective Unconscious“ Glas frisst und einen Rohdiamanten ausspuckt. Der fast schon eingängige Schlussakt weckt Hoffnung auf ein besseres Morgen.
Was für ein hässlicher, abstoßender Dreckbatzen dieses „Mirrors“ geworden, und wie es ganz locker sämtliche Erwartungen erfüllt. Bei Pupil Slicer ist drinnen, was auf der Verpackung steht: derber, kaputter Mathcore, wütende Grind-Attacken und ein wenig Death-Metal-Bollwerk zum Drüberstreuen. Seltene lichte Momente deuten einen Silberstreif an, der gerne kollabiert, und sich doch immer wieder berappelt. Die Briten liefern einen stattlichen, angenehm anstregenden und strapaziösen Einstand ab, der nicht so schnell loslässt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 12.03.2021
Erhältlich über: Prosthetic Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/pupilslicer
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