Hail The Sun – New Age Filth
Mit jedem Album scheint Hail The Sun mehr Aufmerksamkeit zuteilzuwerden. Das Quartett aus Kalifornien zockt melodischen, knackigen Post-Hardcore, der unter anderem an Dance Gavin Dance und A Lot Like Birds erinnert. Ob man nun endlich den Status ‚ewiger Geheimtipp‘ hinter sich lassen kann? Für die Aufnahmen zum bereits fünften Album „New Age Filth“ quartierte man sich ein Monat lang in einem an Produzent Kris Crummetts Studio angeschlossenen Apartment ein und nützte den Engtanz, um sich kreativ noch weiter aus dem Fenster zu lehnen. Das Ergebnis spricht für sich.
Noch härter und noch eingängiger sollte die Platte werden, das haben schon viele andere Bands vorher versucht. Bei Hail The Sun klappt das auch, und „Parasitic Cleanse“ spielt mit seinem schizophrenen Wahnsinn vorne mit. Donovan Meleros unwahrscheinlich variantenreiche Stimme meistert spitze Screams, hymnischen Gesang und fordernde Shouts gleichermaßen, dahinter hetzt die Band durch math-proggige Sprints, dicke Alternative-Melodien und ganz viel Chaos zwischendurch; eben das, was man sich von gutem Post-Hardcore erwartet. „Punch Drunk“ setzt noch einen drauf mit einem lupenreinen Anti-Refrain, der sich selbst hektisch durch den Fleischwolf dreht und danach Platz für dichte Atmosphäre findet.
„Solipsism“ könnte der eingängigste neue Song sein. Hail The Sun schrauben die wütenden Anteile auf ein absolutes Minimum zurück und entladen sich dafür wiederholt mit melodischer Brillanz für die Ewigkeit. Im eröffnenden „Domino“ bleibt ebenfalls Platz für Harmonie und Atmosphäre. Im Hintergrund brodelt es, der komplette Absturz bleibt jedoch aus. Für „Hysteriantics“ packt das US-Quartett angepunkten Dreck, neo-proggige Atmosphäre und sperrige Post-Husarenritte aus. Und das in nur drei vogelwilden Minuten – funktioniert prima. Schließlich lässt „Slander“ sämtliche Post-Hardcore-Fäden für einen unberechenbaren Überflieger zusammenlaufen. Kurze, aggressive Eruptionen entpuppen sich als sprichwörtliches Salz in der Suppe.
„New Age Filth“ bringt tatsächlich mehr von allem mit und macht seine Sache verdammt gut. Gerade der verstärkte Einsatz hymnischer, überlebensgroßer Melodien mit Pop-Appeal fällt positiv auf, während die derben Nackenschläge zwischendrin oder rundherum dadurch gleich noch giftiger und gefährlicher wirken. Hail The Sun erreichen exquisites Post-Hardcore-Niveau und sind am Sprung in selbige Riege wie die eingangs erwähnten Veteranen des Genres.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 16.04.2021
Erhältlich über: Rude Records / Equal Vision Records (Membran)
Facebook: www.facebook.com/hailthesun
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