Live In The Mojave Desert Volume 1-5

| 27. April 2021 | 0 Comments
Live In The Mojave Desert

(c) Miles Marshall

Die Wüste lebt, nicht erst seit den großen Transistorpartys der frühen 90er, wo einst Bands wie Yawning Man den Grundstein für Desert Rock legten. In sozial distanzierten Zeiten führt der Weg zurück zum Ursprung. Eine grandiose Live-Serie brachte fünf Bands in die kalifornische Mojave-Wüste, um ganz besondere Sets einzuspielen, die im März weltweit gestreamt wurden. Unter dem Banner „Live In The Mojave Desert“ erhalten alle Ausgaben nun ihren verdienten Release auf CD, Vinyl sowie digital.

Earthless reizen die komplette CD-Spielzeit aus und packen drei überlange Jams aus, so wie sich das gehört. Das nimmt gelegentlich durchaus psychedelische Dimensionen an, vor allem im abschließenden „Lost In The Cold Sun“. 39 Minuten für einen Track sind eine ganze Menge Holz und eigentlich komplett verzichtbar, richtig? Falsch, denn der unvergleichliche Spielwitz und das gezielte Treibenlassen mit gekonnt geregelter Variation und viel Gefühl sorgt für Staunen. Die Rhythmusabteilung wird zum feinsinnigen Motor, die Gitarre zum Ausdruck unerfüllt bleibender Sehnsüchte.

Im Vergleich dazu wirken Nebula direkt kompakt, wenngleich das eröffnende „To The Center“ ordentlich Holz vor die imaginäre Hütte legt. Der insgesamt zwingerende, direkte Ton dieses zweiten Releases reißt mit, wenngleich so herrlich schwermütige Zwischenspiele wie „Wall Of Confusion“ eben jene Verwirrung mit Gusto stiften. Schließlich heben Nebula im „Messiah“ komplett ab mit einem vogelwilden Jam, der sogar an metallische Gefilde andockt. Der Druck dieses Sets ist enorm.

Spirit Mother mögen es hingegen zäher, fast schon doomig. Ihr „Ether“ bringt die Wüste zum Kochen, gepaart mit dreckigem Blues und fast schon unnahbarer Bedrohlichkeit. Sie spucken überwiegend kurze, prägnante Songs aus, die vor allem eines sind: richtig schön unangenehm. In „Black Sheep“ glaubt man sogar den Solo-Spirit von Brant Bjork zu vernehmen, während „Tonic (Exodus Inc.)“ Noir-Atmosphäre Marke Nick Cave in die Wüste zerrt – ungewöhnlich und richtig gut.

Apropos Bjork: Die Kyuss-Legende hat eine neue Band am Start. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Weggefährten Nick Olivieri (u.a. Mondo Generator, Queens Of The Stone Age) erweckt er Stöner zum Leben, Metal-Umlaut natürlich inklusive. Das Urverständnis des Duos für die Wüsten-Wurzeln beeindruckt, siehe und höre unter anderem das furztrockene und zugleich dynamisch schrubbende „The Other Kids“. Im abschließenden „Tribe / Fly Girl“ stürzen sie sich in den Abgrund der Überlänge. Ein einfaches, fast schon bluesiges Motiv zieht sich in leichten Abwandlungen durch den Track. Oliveris Bass klang schon lange nicht mehr so druckvoll.

Der fünfte und letzte Teil dieser Serie gehört Mountain Tamer, vielleicht die härteste Band der Mojave-Sessions. Hier wird es fies und metallisch, mit Doom und Sludge flirtend – „Scorched Earth“ steht dafür Pate und nimmt seinen Namen überaus ernst. Später serviert „Black Noise“ ebenfalls das und rumpelt über dicke Felsbrocken, begleitet von dröhnender Schwere, fiesen Vocals und einem wahren Distortion-Nebel. Das wirbelt zum Schluss noch einmal alles richtig schön durcheinander.

Fünf höchst unterschiedliche und doch auf sperrige Weise harmonisierende Sets später sind die Wüsten-Sessions als voller Erfolg notiert, die geradezu nach baldiger Fortsetzung verlangen. Für jeden Wüsten-Geschmack ist etwas dabei, von beißender Härte über sehnsüchtige Jams bis zur klassischen, beinahe bluesigen Riff-Verneigung. Obendrauf gibt es zudem das große, ersehnte Hallo mit den spannenden Stöner. „Live In The Mojave Desert“ macht aus einer miesen Situation für Live-Performances das Beste. Alles, was jetzt noch fehlt, ist ein visueller Begleit-Release.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 02.04.2021 – 27.04.2021
Erhältlich über: Heavy Psych Sounds Records (Cargo Records)

Website: www.liveinthemojavedesert.com
Facebook: www.facebook.com/HEAVYPSYCHSOUNDS

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Category: Magazin, Reviews

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