Tetrarch – Unstable
Von der Schülerband zum Next Big Thing: Tetrarch tanken sich mit bissiger Außenseiter-Mentalität durch die jüngere Rock- und Metal-Geschichte. Das erste, in Eigenregie veröffentlichte Album „Freak“ brachte das Quartett aus Atlanta, Georgia Airplay-Hits, wohlwollende Presse und große Festival- sowie Support-Gigs ein, nur um im Pandemiejahr einen Nachfolger aufzunehmen und bei Napalm zu unterschreiben. „Unstable“ bestätigt sämtliche Vorschusslorbeeren mit einem modernen, knackigen Sound, der sich nicht so leicht in irgendwie Schublade zwängen lässt.
Klar, die alte Mär vom Schubladen-Bingo; aber wie klingen Tetrarch eigentlich? Modern Metal trifft auf Nu-Ausleger, knackiger Hard Rock auf Core-Elemente, auf gewisse Weise höchst vertraut und dennoch erfrischend. „I’m Not Right“ stürmte beispielsweise schon 2020 diverse Rock- und Metal-Airplay-Charts, wurde zudem über 1,5 Millionen Mal gestreamt. Jetzt eröffnet es die neue Platte und klingt so frisch, so knackig wie eh und je. Das wüste und zugleich harmonische Auftreten weckt mit seinen manisch-düsteren Untertönen im Refrain Erinnerungen an Nu-Metal-Größen, aber auch an jüngere Player der moderneren Ausprägung. In anderen Worten: KoRn treffen auf Bullet For My Valentine, und selbst das wird dem Sound des Quartetts nicht annähernd gerecht.
Tetrarch setzen die Puzzleteile nicht einfach zusammen, sie zerstampfen und pulversieren diese. So trägt ein „Take A Look Inside“ ganz viel ihrer ureigenen DNA in sich. Gerade der unbequeme und zugleich unverschämt eingängige Chorus schlägt sofort zu. Hingegen rumpelt „Negative Noise“ in bester Slipknot-Manier los und dreht die knüppelnde Steilvorlage schließlich zur Heavy-Hymne um. „Trust Me“, das krasse Gegenteil, lauert am Ende der Platte. Ominöse Finsternis umweht den ruhigen, semi-balladesken Track, zudem schüttelt Gitarristin Diamond Rowe ein genial gespenstisches Solo aus dem Ärmel. Zwischendurch flirten Tracks wie „You Never Listen“ und „Pushed Down“ mit Airplay-Einsatz – heavy und doch eindringlich.
Arbeitet „Unstable“ also rein auf Hits und den kleinsten gemeinsamen Nenner hin? Mitnichten! Nur weil die Tracks die Luft zerreißen und dabei massentauglich bleiben, handelt es sich beim Zweitling des US-Quartetts noch lange nicht um Konsensware. Im Gegenteil: Tetrarch klappen prima als Festivalact, als Aufwärmer im kleinen Club, auf launigen Rock- und Metal-Partys, aber auch in die eigenen vier Wänden, weil die Songs eben nicht stumpf nach Schema F vorgehen. Erfrischender Spielwitz, hohe Energie und auf den ersten Blick unerwarteter Tiefgang verbinden bekannte Banger mit Druck und Elan. Tetrarch bestätigen die Vorschusslorbeeren mit einem Hit-Album.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 30.04.2021
Erhältlich über: Napalm Records (Universal Music)
Website: tetrarchmusic.com
Facebook: www.facebook.com/tetrarchmusic
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