Tunic – Exhaling

| 9. April 2021 | 0 Comments
Tunic

(c) Adam Kelly

Tunic sind bei Artoffact Records gelandet und arbeiten aktuell auf Hochtouren an einem neuen Album, das noch in diesem Jahr landen soll. Die krachende Wut des Trios aus dem kanadischen Winnipeg reicht aber viel weiter zurück, warf bislang eine Fülle an Material zwischen Hardcore Punk, Noise Rock und weiterer brachialer Finsternis mit emotionalem Störfeuer ab. Eine neue EP soll nun erst einmal die Wartezeit verkürzen. Weil die drei Songs von „Exhaling“ alleine aber nicht genug waren, gibt es einfach das Material der beiden ausverkauften EPs „Disappointment“ und „Boss“, der Single „Nylon“ sowie der ebenfalls vergriffenen LP „Complexion“ obendrauf für eine Art (Früh-)Werkschau.

Zunächst aber zum tatsächlich neuen Material: Das titelgebene „Exhaling“ eröffnet mit nervöser, quengelnder Energie und einem getriebenen, dennoch vergleichsweise entspannten David Schellenberg. Dabei bleibt es aber nicht lang, denn schon bald wechselt der Sänger und Gitarrist zu ein paar vereinzelten Shouts und Screams. Tunic schlagen die Brücke zwischen Noise Rock und Hardcore auf bärenstarke Weise, viel zu schnell ist der Track vorbei. „Invalid“ dauert kaum länger und strahlt nervöse, unnahbare Energie aus. Flirrende Gitarren und eine pulsierende Rhythmusabteilung steuern auf pure Eskalation zu. Danach operiert „Fade Out“ am wilden, sogar dezent angepunkten Anschlag und verteilt tollwütige Arschtritte, die selbst eine ominöse Zäsur nicht aufhalten kann.

Und dann gibt es eben noch gleich 20 (!) Bonus-Tracks, die für viele ebenfalls komplett neu sein dürften. Und genau darin liegt der Reiz, denn somit servieren die Kanadier ein überlanges Album. Hier verstecken sich Perlen wie „Boss“, ein puristischer Noise-Track mit 90s-Schlagseite, dem einzig eine kurze Alternative-Explosion zum vollkommenen Glück fehlt. Eine solche bringt „Dry Heave“ aufs Parkett, von gelegentlichen spitzen Schreien torpediert. Das wütende „Hesitant Gesture“ bohrt sich hingegen noch tiefer in rasende, chaotische Hardcore-Gefilde hinein und scheint nur einen kratzbürstigen Katzensprung von Mathcore entfernt zu sein. Hingegen brodelt „Nylon“ zwei kaputte Minuten lang mit gefühlt 15 ausgefahrenen Mittelfingern.

„Exhaling“ ist ohne Frage Value for Money und zeigt, wie man sich entsprechend vorstellt. Die Idee einer kleinen EP als Appetithappen ist fein und die drei neuen Songs sind tatsächlich richtig gut, vielleicht sogar das stärkste Material auf dieser Zusammenstellung, zeugen von der musikalischen Entwicklung Tunics. Das hochspannende Bonus-Material, das fast alles, was die Kanadier bislang veröffentlicht haben, zusammenfasst, sorgt für insgesamt gut 49 chaotische, anstrengende und zuweilen nervtötende Minuten, die Bock auf ein komplettes Album machen. Mit sperrigen Nackenschlägen und bockiger Wut zeigen Tunic große Qualitäten.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 09.04.2021
Erhältlich über: Artoffact Records (Cargo Records)

Website: tunicband.com
Facebook: www.facebook.com/tunicband

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Category: Magazin, Reviews

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