Void Vator – Great Fear Rising
Das letzte Jahr war für Void Vator alles andere als einfach. Klar, das könnte man für viele Bands schreiben, doch die Kombination aus einer plötzlich abgebrochenen Release-Tour und der erzwungenen Rückkehr ihres Schlagzeugers nach Deutschland wegen Visa-Problemen macht deutlich, warum man mit der Wut im Bauch ins Studio ging und neben einer kleinen Cover-EP mal eben ein zweites Album einspielte. „Great Fear Rising“ baut auf dem erworbenen Ruf als starke Live-Band auf und zeigt eindrucksvoll, warum Void Vator an die vorderste Front der sogenannten New Wave Of American Heavy Metal drängen.
Ein mächtiger Doppelschlag eröffnet diesen Zweitling mit Stil. „I Can’t Take It“ kommt schnell auf den Punkt mit wuchtigem Midtempo, scharfkantigen Riffs und wunderbar bissigem Gesang, der mit seiner schieren Kraft von den Sitzen reißt. Schnell wird klar, warum unter anderem Megadeth und Metallica Paten für den Sound des Quartetts standen, wenngleich man mit typischem Thrash herzlich wenig am Hut hat. So dockt auch das folgende „I Want More“ an ähnlichen Klängen an, bloß mit klassischem Metal gestreckt, herrlich energisch und hymnisch. Der Refrain brennt sich mit einfachsten, dennoch genialen Mitteln binnen Sekunden ein, der Track lässt sich prima mitbrüllen. Ein unverzichtbares Gitarrensolo setzt die Krone auf.
Von dieser schieren Urgewalt muss man sich erst einmal erholen. So ganz erreicht „Great Fear Rising“ dieses pumpende Level nicht mehr, stellt sich dafür in weiterer Folge breiter auf. Der Titelsong wagt hörbar mehr, nimmt etwas Proto-Thrash und Speed Metal mit, schielt aber ebenso ein wenig über den großen Teich. So vertraut die einzelnen Zutaten auch wirken mögen, das Ergebnis ist ein episches Powerhouse. Hingegen schraubt „Poltergeist“ den Melodie-Faktor deutlich in die Höhe und packt mit betonter Lässigkeit sogar eine Familienpackung Rock aus, begleitet von etwas 80s-Elan. „Losing Control“ macht es sich hingegen zwischen den Stühlen gemütlich und strahlt virtuose Energie mit genialer Gitarrenarbeit aus. Das Solo hat durchaus Mustaine-Qualität.
Void Vator scheinen die großen Metal-Klassiker mit der Muttermilch aufgesogen zu haben und brauen daraus ihr ureigenes, wohlschmeckendes Süppchen. Tatsächlich hört man die angesprochene Wut im Bauch heraus, wenn das US-Quartett die New-Wave-Muskeln spielen lässt und die Wurzeln der Bay Area mit 80s- und 90s-Klassikern diesseits und jenseits des Ozeans vermengt. „Great Fear Rising“ ist reich an fantastischen Zitaten, stets noch besseren, fieberhafteren Songs untergeordnet. Auf das Live-Erlebnis in einer fernen Zukunft freut man sich schon heute.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 23.04.2021
Erhältlich über: Ripple Music (Bertus)
Facebook: www.facebook.com/voidvator
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