Caliban – Zeitgeister

| 13. Mai 2021 | 0 Comments
Caliban

(c) @derpakt

Caliban covern gerne, das ist erst einmal keine sonderliche Neuigkeit. Die Bearbeitung des Rammstein-Klassikers „Sonne“ zeigte den Metalcore-Veteranen, dass sie eigentlich auch prima auf Deutsch singen können. Und genau das versuchen sie jetzt, denn „Zeitgeister“ setzt sieben Tracks aus dem umfangreichen Katalog des Quintetts erstmals in deutscher Sprache um. Als Draufgabe setzt es noch einen komplett neuen Song.

Dieser heißt „nICHts“, thematisiert Angst, Hilflosigkeit und Depression (das dazugehörige Video kommt nicht umsonst mit einer Trigger-Warnung). Musikalisch setzt es Caliban in Bestform, mit dem Sound der letzten Platten flirtend – etwas weicher im Refrain, dafür ruppiger und schroffer rundherum. Am ehesten ist die Wucht mit „Intoleranz“, der neuen Version von „Intolerance“ (duh!), vergleichbar. Hier zeigt sich das Quintett hörbar von der brachialen Note seiner Rammstein-Cover-Version beflügelt, die sogar ganz dezent mit Industrial-Elementen flirtet, ohne dabei aus dem vertrauten Soundgewand auszubrechen. Ja, das funktioniert prima.

Dass aber auch typische Caliban-Songs auf Deutsch wunderbar klappen, zeigt „Herz“. Die Bearbeitung des Klassikers „I Will Never Let You Down“ erhöht die Schlagzahl deutlich mit Metalcore nahe der Perfektion. Geschickt wurde die markante Melodieführung leicht adaptiert, um der silbenreichen Übersetzung entgegenzukommen. Kurios gestaltet sich „Trauma“, das als „Arena Of Concealment“ auf dem Debütalbum „A Small Boy And A Grey Heaven“ stattfand. Matthi von Nasty packt mittendurch einen Rap aus und verpasst dem Track Crossover-Appeal. Wäre nicht nötig gewesen, tut auch nicht weh. Mit der Melodiegranate „Feuer, zieh‘ mit mir“ („Between The Worlds“) setzt es mittendrein fast so etwas wie einen Radiohit, zumindest bis die nächste Druckwelle reinfährt.

Freilich, die Originalität eines solchen Selbstzitats ist im besten Falle streitbar, doch angesichts der Qualität von „Zeitgeister“ sollte das nicht stören. Caliban nahmen sich extra Zeit, damit wirklich alles stimmt, investierten vor allem einiges in die Texte, die angesichts anderer Sprachrhythmik erst wieder zu den Arrangements passen mussten. Das klappt prima, begleitet von einer guten Songauswahl und einem mehr als anständigen neuen Song, der eines ganz deutlich zeigt: Caliban können auch Deutsch mit vertrauter Lässigkeit und Intensität. Ob und wie diese neuen Sprachwelten auf dem kommenden Album zusammenfinden, darf mit Spannung erwartet werden.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 14.05.2021
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)

Website: www.calibanmetal.com
Facebook: www.facebook.com/CalibanOfficial

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Category: Magazin, Reviews

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