TarLung – Architect
Für TarLung waren die letzten Jahre zumindest oberflächlich ruhig. 2017 erschien ihr zweites Album, im Folgejahr tourte man durch Tschechien, Ungarn und Polen, nur um sich komplett auf die Arbeit an neuem Material zu konzentrieren. Das Wiener Sludge-Trio, das komplett ohne Tieftöner auskommt, nahm bereits vergangenen September neues Material auf. Im März landete eine erste Split-EP mit KRPL, nun gibt’s ein komplettes Album in Form von „Architect“. Und das klingt bewusst etwas anders.
Mehr Melodie und Stoner-Einfluss auf der einen, mehr Finsternis und roher Hardcore auf der anderen Seite, so wollten die Wiener ihren Sound erweitern. Das gelingt hervorragend, siehe und höre „Architect“. Die ersten Sekunden des Rausschmeißers wirken fast schon sonnig und deuten harmonische Post-Rock-Kaskaden an. Mit dem Einsatz der gewohnt brachialen, zerstörerischen Vocals schwindet dieser Eindruck sogleich, Stoner-Sludge wird mit Blackened-Hardcore-Untertönen torpediert, dynamisch und zugleich statisch. Das dürfte eigentlich nicht klappen, gerade in Verbindung mit der zunehmenden Entschleunigung tut es jedoch genau das.
Ein anderer Leckerbissen deutet sogar so etwas wie Gesang an. „Widow’s Bane“ täuscht kurze, klare Momente vor und lässt einzelne Sonnenstrahlen durch die Nebelbänke der Hoffnungslosigkeit linsen, bevor wütende, schwarzmetallische Druckwellen durchstarten. Diese tauchen im Uptempo-Schlussdrittel von „Weight Of Gravity“ auf herrlich rohe Weise auf und erinnern für wenige Sekunden an Satyricon. An anderer Stelle bemüht sich „Horses Of Plague“ um vergleichsweise klassischen Sludge und Doom mit doppeltem Noise-Boden. Von Auflockerung kann angesichts des Klangbilds kaum gesprochen werden, die wuchtige Darbietung brennt sich dennoch ein.
TarLung spielen sich mit den Stellschrauben. Damit werfen sie ihr Sludge-Konzept nicht komplett über den Haufen, sorgen dennoch für wichtigen frischen bzw. fauligen Wind. Entsprechend klingt „Architect“ deutlich abwechslungsreicher, vielschichtiger und unberechenbarer, zudem so erbarmungslos wie immer. Furioser Druck von der ersten Sekunde an, monolithische Drums, sägende Gitarrenwände und eine wunderbare Balance zwischen melodischen Ansätzen und nahender Apokalypse sorgen für Unterhaltung. Die lange Reifezeit hat sich gelohnt: TarLung haben die nächste Sludge-Stufe erklommen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 11.06.2021
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Facebook: www.facebook.com/tarlungband
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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