Year Of No Light – Consolamentum
Year Of The No Light geizten in den letzten Jahren mit Output. Abgesehen von ein paar Kleinformaten und Splits, zuletzt 2017, hat der Album-Vorgänger „Tocsin“ bereits acht Jahre auf dem Buckel. Die Franzosen engagierten dasselbe Team, das besagtes Werk so gigantisch gestaltete, und bauten das cinematische Element des post-metallischen Doom-Sounds noch weiter aus. „Consolamentum“ befasst sich auf gnostische Weise mit dem bevorstehenden Untergang, der auf den bisherigen drei Werken sukzessive vorbereitet wurde.
Fünf monolithische Kapitel schrauben den Faktor Intensität tatsächlich ein weiteres Stück nach oben. Was kaum für möglich gehalten wurde, wird bereits im eröffnenden „Objuration“ Realität: Year Of No Light lassen sich noch mehr Zeit für ihre komplexen Aufbauten und deuten wiederholt melodische Intensität an, doch schwingt etwas Katastrophales mit. So auch hier in der ersten Hälfte, die durchaus Post-Rock-Elemente in sich trägt, und doch mit höllischer Doppelbödigkeit kokettiert. Die erwartete Abfahrt bleibt aus, die zunehmende Lautstärke in Verbindung mit dröhnendem Dreck kommt dafür gut.
Stark gestaltet sich auch „Réalgar“, das seine anfängliche Vorsicht schnell gegen die erste von zahlreichen Druckwellen eintauscht. Der Song drückt förmlich gegen die Wand, rundherum tänzeln infernale Elemente mit versteckten Streichern. Martialische Sludge-Doom-Salven rauben sämtliche Sinne, eine Art Überlebenskampf bricht aus. Eine kurze, hoffnungsvolle Auflösung kollidiert mit jenem Wahnsinn, der sich schließlich in ein ellenlanges Outro stürzt. Meditative Schleifen suchen nach der Erleuchterung und erkennen letztlich nur die verwaschenen Zeichen des drohenenden Endes allen Seins. Wie schön.
Nein, die einzigartige Intensität von „Tocsin“ wird nicht ganz erreicht, wiewohl das eine zugegebenermaßen gewaltige Hürde war. Year Of No Light mussten sich gefühlt erst neu aufstellen, um den konzeptuellen Ansatz entsprechend zu vertiefen. Und tatsächlich entpuppt sich auch „Consolamentum“ als einzigartiger Leckerbissen, der nach etatmäßigen Anlaufschwierigkeiten einschlägt. Insgesamt mehr cineastische Flächen, angedeutete Hoffnungsschimmer und fatalistische Brachialgewalt, speziell im abschließenden „Came“, geben sich die atmosphärische Klinke in die Hand. Leicht hinter dem Vorgänger und doch majestätisch: Die Franzosen bleiben eine monolithische Macht.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 02.07.2021
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/yearofnolight
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