Triptonus – Soundless Voice
Triptonus aus dem schönen Wien sind stets für eine musikalische Überraschung gut. Auf bislang einer EP und einem Album bemühte das Sextett treibenden Psychedelic Rock mit stetem Auge für Jazz, Metal, Weltmusik und ungewohnte Instrumente. Ihre neue Platte wurde bereits 2019 komplettiert, verzögerte sich allerdings aus bekannten Gründen. Die fehlende Aussicht auf Live-Konzerte war dafür gewiss mitverantwortlich. Nun setzt „Soundless Voice“ endlich zum Landeanflug an.
Wohin die Reise geht, zeigt sich meist erst im Laufe des Songs. „B’har (Ocean)“ wogt in seinen neun Minuten gefühlt konstant hin und her, will sich nicht für eine Richtung entscheiden und punktet stattdessen durch Vielfalt. Das Hauptriff wirkt heavy, fast schon forsch und metallisch, die Variationen darüber mit ungewohnter Instrumentierung – unter anderem mischen Hackbrett, Kontrabass und Violine auf diesem Album mit – faszinieren und die ausgedehnten Breaks zwischen jazzig-psychedelischer Sinnsuche und bratender, beißender Härte gehen durch einen Mix aus viel Gefühl, schroffer Wut und faszinierender Distortion sofort unter die Haut. Und das war bloß der erste Song.
Ganz so spektakulär bleibt es vielleicht nicht, aber immer noch richtig gut. „Suchtdruck“ legt sein Riffing zuweilen leicht Math-lastig an und schafft pointierte Entfremdung durch unterhaltsame Percussion. Auf derlei Härte verzichtet „Ikaros“ über weite Strecken, die Dramaturgie der vor allem in der zweiten Songhälfte prominent eingesetzten Violine fährt dafür durch Mark und Bein mit wachsender Begeisterung. Schließlich widmet sich der mächtige Titelsong „Soundless Voice“ cleveren Post-Aufbauten, verspielten Mini-Psych-Jams und heftigen, schroffen Eruption, bevor Stille einkehrt. Ein echter Abspann, der tatsächlich so heißt, rundet die Platte cineastisch ab.
Hypnotisierende Manie, clevere Arrangierung und aufwühlende Reise durch Raum, Zeit, Prog und Psych – Triptonus bestätigen die Form ihrer bisherigen Releases mit einem weiteren kleinen Leckerbissen. Für „Soundless Voice“ nehmen sich die Wiener in etwa eine Stunde Zeit, überstürzen nichts und lassen ihrer Musik mehr als genug Zeit, um zu atmen und aufzublühen. Präzise und spürbar spontan zu gleichen Teilen, sorgen erfrischende narrative Strukturen und ein Händchen für schroffere Konzepte für eine durch und durch faszinierende Platte mit Ecken, Kanten und Kopfhörerqualitäten.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 30.07.2021
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Website: triptonusband.bandcamp.com
Facebook: www.facebook.com/Triptonus
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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