Deafheaven – Infinite Granite

| 20. August 2021 | 0 Comments
Deafheaven

(c) George Clarke

Abermals schlagen Deafheaven ein neues Kapitel auf. Das sollte mittlerweile nicht mehr überraschen, erfuhr der Blackgaze-Sound der Kalifornier im letzten Jahrzehnt doch manch eine Metamorphose. Wer das Quintett immer noch für eine Black-Metal-Band hält, dürfte sich nun verwundert die Augen reiben, zumal man laut Gitarrist Kerry McCoy so und so nie eine solche war. Gemeinsam mit Justin Medal-Johnsen, der so unterschiedliche Acts wie M83, Wolf Alice und Paramore produzierte, entstand das überaus bunte, unberechenbare „Infinite Granite“.

An zweiter Stelle lauert mit „In Blur“ einer der Eckpfeiler dieses neuen Albums, der die Shoegaze- und Post-Rock-Elemente der letzten Platten auf die Spitze treibt. Von metallischer Härte ist herzlich wenig zu hören, stattdessen setzt es klaren Gesang, gemächlichen Alternative Rock mit 90s-Schlagseite und herrliche Harmonien. Erst zum Ende hin wird es – natürlich in perfekter Post-Rock-Manier – etwas lauter und intensiver. Dieses Rezept beherrscht auch „Villain“, bloß mit furiosem Blackgaze, der ungefilterte Aggression in erfrischende Schönheit auflöst. Dieser Spagat zwischen hässlichen Screams und schillernden Melodien mag nicht neu sein, wird jedoch prima umgesetzt.

Zwischen diesen Extremen bewegt sich das gesamte Album. Kleine Steigerungen mit erschütternder Wirkung gehören einfach dazu, wie im mächtigen „The Gnashing“. Deafheaven erhöhen die Intensität von der ersten Sekunde an, paaren Wucht mit Wahnsinn, und steuern nach einer kurzen Zäsur schrittweise dem Abgrund entgegen. Die zunehmende Entfremdung der letzten Minute, begleitet von einer herrlich überdrehten Gitarre, kommt gut. Der explosive Wutausbruch in „Mombasa“ erinnert hingegen an frühere Werke. Nach fünf sanftmütigen Minuten geht das Blackgaze-Pulverfass durch die Decke, dissonante Gitarren und Double-Bass inklusive. Es geht aber auch zarter und fragiler, wie das bewegende „Great Mass Of Color“ in all seiner Farbenpracht beweist.

„Infinite Granite“ ist die logische Fortsetzung der letzten Deafheaven-Alben. Zwar verzichten die US-Amerikaner keinesfalls komplett auf ihre Black-Metal-Einflüsse, wie zuletzt bei Lantlos geschehen, schrauben entsprechende Anteile allerdings deutlich zurück und setzen sie pointierter ein. Dafür leuchtet die neue Platte heller, vielschichtiger, fast sogar eingängiger. Entsprechend wirkt „Infinite Granite“ versöhnlicher und harmonischer, nur um im richtigen Moment sperrige, abstoßende Brachialgewalt zu verbreiten. Selten schlug das verletzliche Herz des Misanthropen so kräftig.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 20.08.2021
Erhältlich über: Sargent House (Cargo Records)

Website: deafheaven.com
Facebook: www.facebook.com/deafheaven

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Category: Magazin, Reviews

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