Feeling Of Presence – Of Lost Illusion
Neben seiner Tätigkeit bei den cineastischen Proggern Frequency Drift bemüht sich Gründungsmitglied und Multi-Instrumentalist Andreas Hack um weitere Betätigungsfelder. Sein Vehikel für dramatisch-düstere, rein instrumentale Musik nennt sich Feeling Of Presence. Harsche Sounds, Ambient-Einflüsse und E-Harfenistin Nerissa Schwarz zelebrieren Soundtrack-artigen Post Rock mit gelegentlichem Ausflug ins Elektronische. „Of Lost Illusion“ bemüht sich um aufwühlende, majestätische und intensive Klangflächen.
Der Opener heißt „A Weird Form Of Darkness“, was irgendwie zu dieser Platte passt. Nein, das Feeling Of Presence-Debüt ist keine ausschließlich düstere Angelegenheit, taucht aber gerne mal in entsprechende Gefilde ab. Besagter Song braucht ein wenig, um seine Stimme, um sein Auftreten zu finden. Auffällig ist der cineastische Ansatz, der eine gewisse Verbindung zu Frequency Drift herstellt, allerdings von einer anderen Seite aufgezogen wird. Synthesizer, etwas Konserve und brodelnde Gitarren, die gemeinsam mit der zarten Elektronik eine unerwartete Wendung andeuten, suchen nach dem Aha-Moment, der schließlich versandet. Stattdessen bleibt die kunstvolle Melodiefindung mit entfernter Godspeed-Note, und das hat durchaus Reiz.
„Of Lost Illusion“ ist kein typisches Post-Rock-Album, sondern bezieht seine Einflüsse gefühlt von überall und nirgendwo. In „Hollow Innocence“ ist es beispielsweise Gevatter Prog, der den sperrigen Mittelteil auskleidet, während rundherum federnde Ambient-Leichtigkeit beinahe so etwas wie Versöhnlichkeit andeutet. „Room Number 105“ nimmt schließlich relativ Genre-typische Einflüsse mit pulsierenden und zugleich verspielten Aufbauten mit, die sich im richtigen Moment öffnen und entfernt an jüngere Collapse Under The Empire-Werke erinnern. Das finale Crescendo von „Venus Transit“ bemüht sogar die erwartete Abfahrt, wenngleich sich der Himmel synthetisch verfinstert, präzise und doch so beißend.
Schon eine seltsame Sache, diese Platte: Über weite Strecken entfernt sich „Of Lost Illusion“ weiträumig von Post-Rock-Erwartungen und vertieft diese dennoch, wenn es darauf ankommt. Doch bemühen sich Feeling Of Presence vornehmlich um den feinen Klang im weiten Raum, um die Analyse von Gefühlswelten und Befindlichkeiten in Kleinen, um die ganz feine Klinge. Der Begriff ‚Kopfkino‘ drängt sich auf, wenn Andreas Hack minutiös genaue narrative Fäden spinnt und im Laufe dieser 39 Minuten immer wieder aufnimmt. „Of Lost Illusion“ verdient sich alleine schon für seine cineastischen Dimensionen, um diesen Terminus erneut zu bemühen, vollste Aufmerksamkeit und eine entsprechende Fortsetzung.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 06.08.2021
Erhältlich über: Tonzonen Records (Soulfood Music)
Website: feelingofpresence.com
Facebook: www.facebook.com/feelingofpresence
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