Aborted – ManiaCult
Die ewigen Aborted zerhexeln wieder einmal einen Seziertisch. Sven de Caluwé tankt sich mit seinem aktuellen Line-up, das auf der EP „La Grande Mascarade“ im Frühjahr 2020 debütierte, durch gewohnt brachiale Klänge, die nun allerdings eine Spur dynamischer sind; vielleicht nicht so melodisch und vielfältig wie auf „TerrorVision“, aber doch düsterer und vielschichtiger, ohne dabei auf die jüngst hinzugewonnene Finsternis zu verzichten. Und, ja, natürlich geht die Story von „ManiaCult“ richtig schön an die Substanz.
Ausgehend von einem Kult, den der Albumtitel bereits in sich trägt, widmen sich die Belgier mentaler Gesundheit sowie der Massenkontrolle durch Kirche und Staat. „Dementophobia“ bringt den Spagat zwischen vertrauten und frischen Klängen prima auf den Punkt – forsch und ruppig auf der einen, heavy und verkappt melodisch auf der anderen Seite. Und verdammt schnell vorbei. Letzeres kann man von „Drag Me To Hell“ nicht behaupten, denn hier stürzen sich Aborted in ein Potpourri des Todesstahls. Vom ominösen, bleiernen Auftakt über das gekonnt stumpfe Geholze bis zu erhabenen, technisch anspruchsvollen Riffs mit Melodic-Death-Schlagseite nehmen diese fünf Minuten alles mit. Die Finsternis der letzten EP schwingt ebenfalls etwas mit.
Aborted haben längst keinen Bock mehr auf reinen Deathgrind, legen diesen aber keinesfals ad acta. Im mächtigen, muskulösen „Portal To Vacuity“ taucht er immer wieder auf, versprüht Gift und Galle, hält die melodischen Spannungsbögen gekonnt zusammen. Die anspruchsvolle Tech-Prog-Klinge bekommt den Veteranen richtig gut. Im abschließenden „I Prediletti: The Folly Of The Gods“ servieren sie hingegen relativ vertraute Kost. Ein bisschen infernale Eingängigkeit taucht hier und da auf, doch diktiert letztlich pure Boshaftigkeit das zermürbende, wunderbar aggressive Geschehen.
Schlussendlich bringt „ManiaCult“ ausreichend Abwechslung mit, um sich souverän in die Riege der vielschichtigen jüngsten Aborted-Releases einzureihen. Die Rücksichtslosigkeit bleibt, das Gemetzel darf ebenfalls nicht fehlen, doch geht es längst nicht mehr um reine Brutalität und Höchstgeschwindigkeit. Clever arrangierte Songs, finstere Fäulnis und mit halbwegs melodischen Riffs torpedierter Deathgrind beschwören die im Albumtitel beschriebene Melodie. Die jüngste Mini-Häutung bekommt de Caluwé und seiner aktuellen Truppe erwartungsgemäß prima.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 10.09.2021
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)
Website: goremageddon.be
Facebook: www.facebook.com/Abortedofficial
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