Desalmado – Mass Mental Devolution
Mit fünf Album und unzähligen Touren gelten Desalmado zurecht als Grindcore-Veteranen. Das brasilianische Quartett schafft es viel zu selten nach Europa, dabei will ihr durchdachter, infernaler Sound unbedingt ausgekostet werden. Auf ihrer neuen Platte setzen sie sich mit einer pervertierten, entfremdeten Welt auseinander, die einem von einer dominanten Obersicht manipulierten System unterliegt. „Mass Mental Devolution“ ist starker Tobak, wie nicht anders zu erwarten war.
Zuletzt bewegte sich der Sound der Band mehr und mehr in Richtung Deathgrind, was ihnen gut bekommt. Ein Track wie „Across The Land“ versucht erst gar nicht, das Tempo in brachiale Höhen zu treiben, sondern wirkt im bratenden Midtempo-Bereich um vieles intensiver und pointierter. Die zweite Hälfte drückt das Gaspedal ein wenig durch und harmoniert prima mit den gutturalen, zerstörerischen Vocals. „Your God Your Dictator“ rast hingegen los mit furioser Urgewalt und überprüft erst hinterher, ob und wie sich der Staub legt – ein vertrackter Wurmfortsatz kommt überraschend gut.
Stark ist auch „Outsiders“, der längste Song dieser neuen Platte, der stellenweise mehr denn je in Richtung Death Metal geht. Häufig wechselndes Tempo, beinahe hymnische Momente, zäher Beton und hektische, abgedrehte Grind-Passagen räumen alles ab. „Hollow“ bleibt sogar über die gesamte Spieldauer etwas zurückgenommen und definiert sich stattdessen über infernale Intensität. Der spirituell anmutende Gastgesang in der Schlussminute torpediert sämtliche Sinne. Desalmado bleiben ihren Grind-Wurzeln aber weiterhin treu, das zeigen Songs wie „My Own Enemy“ oder „Praise The Lord And Kill The People“, die mit dynamischer Brachialgewalt wuchtige Druckwellen lostreten.
Abgerundet durch ein wenig Bonus-Material – zwei Beiträge der letztjährigen EP „Rebelião“ sowie eine live im Studio eingespielte Version von „Your God Your Dictator“ – runden diesen neuen Nackenschlag patent ab. Natürlich erfindet „Mass Mental Devolution“ das sprichwörtliche Rad keinesfalls neu, landet dafür Volltreffer am laufenden Band. Noch mehr Abwechslung mit vermehrten Abstechern in Richtung Deathgrind und sogar Death Metal bekommt den Brasilianern gut. Wer Napalm Death und Nasum mag, sollte bei Desalmado definitiv ein Ohr riskieren.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 08.10.2021
Erhältlich über: Gruesome Records
Website: www.desalmado.com
Facebook: www.facebook.com/desalmado.band
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