Sentinels – Collapse By Design

| 19. Oktober 2021 | 0 Comments
Sentinels

(c) Chris Klumpp

Die neueste Core-Sensation nennt sich Sentinels und kommt aus New Jersey. Tatsächlich veröffentlichte das US-Quintett in den letzten Monaten mehrere hochkarätige Singles, durch die Bank irgendwo zwischen Hardcore, Metalcore, Djent und ein wenig Math-Chaos angesiedelt. SharpTone Records griff zu und bietet nun eine patente Bühne für das Debütalbum „Collapse By Design“. Dieses soll zugleich das härteste und melodischste Material der noch jungen Bandgeschichte beinhalten, denn ohne Superlative geht es nicht. Aber sind diese überhaupt gerechtfertigt?

Im Verlauf der zwölf Tracks zeichnet sich schnell ein deutliches Ja ab. „Comfort In Familiar Pain“ bringt den eigenwilligen Wahnsinn geradezu pointiert auf den Punkt. Spontane, martialische Eruptionen treffen auf bedrohlich-atmosphärische Einschübe und schroffe Djent-Tech-Stylings, die gekonnt mit verhalten melodischen Momenten kollidieren. Aus diesen Druckwellen schält sich eine unorthodoxe Wuchtbrumme. „Desecration (Isolation)“ wirkt im Vergleich dazu fast schon eingängig. Natürlich gestaltet sich auch dieser Exkurs technisch anspruchsvoll, doch der geradezu hymnische Hauptteil mit getragenem Tempo und epischer Melodik bleibt sofort hängen. Als würden Meshuggah und Caliban gemeinsame Sache machen.

Sentinels lieben den Spagat und fühlen sich konstant zwischen den Extremen ihres Sounds herumgerissen. Die pure Bosheit von „Obsolete“ wird abwechsend mit rasendem Tempo und Groove-Blei torpediert, während „Inertia“ erneut bedrohliche Melodien hervorkramt, um das Geschehen zu verfinstern. Rundherum beschwört das Quintett einen Sog des technischen Anspruchs herauf, der gleichzeitig selbst in den komplexesten Momenten Mosh-kompatibel bleibt. Schließlich dehnt „Atlas“ dieses Konzept aufs Langformat aus und findet erneut melodische, hymnische Momente. Wo andere Metalcore-Kollegen seicht werden, ziehen Sentinels unbemerkt die Schlinge enger. Und dann explodieren sie erneut aus den Startblöcken.

Sentinels verbringen das seltene Kunststück, nahezu durchgehend am Anschlag zu operieren, ihren brachialen Eruptionen aber mehr als genug Platz zu lassen, um sich zu entfalten, selbst in unwirtlichster Atmosphäre. Stete Twists und Wendungen, wütende Kaltstarts, rasende Wut und pointiert eingesetzte Momente hymnischer Schönheit lassen „Collapse By Design“ immer weiter anwachsen. Ja, die Superlative gehen schon in Ordnung, denn die technisch versierte Aggression lässt nicht mehr los. Das muss man erst einmal sacken lassen – was ein unterhaltsamer Einstand.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 22.10.2021
Erhältlich über: SharpTone Records

Website: www.sentinelsofficial.com
Facebook: www.facebook.com/SentinelsNJ

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Category: Magazin, Reviews

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