Trivium – In The Court Of The Dragon
Ausnahmsweise hatten Trivium alle Zeit der Welt, sich mit ihrer Musik zu befassen. Eine Tour stand nicht auf dem Plan, Deadlines gab es ebenso wenig. Somit konnte sich das Quartett voll und ganz auf einen Nachfolger zu „What The Dead Men Say“ konzentrieren, und der ging deutlich leichter als erwartet vor der Hand. Nur eineinhalb Jahre nach dem Vorgänger landet „In The Court Of The Dragon“, das bereits zehnte Studioalbum, und zeigt die Band in bestechender Form.
Nach einem kurzen Aufgalopp lässt der Titelsong „In The Court Of The Dragon“ sogleich mit Anlauf vom Leder und treibt den mittlerweile mehr als etablierten Sound der US-Amerikaner auf die Spitze: klassischer Metal kollidiert mit Melodic Death, Thrash und dezent angeproggten Strukturen, wobei die Härte ein weiteres Mal zunimmt. Natürlich setzt es zwischendurch Klargesang, das hohe Tempo – wie DragonForce, nur ohne Hyperspeed-Kitsch – brennt sich ein und die komplexe zweite Hälfte mit wechselnden Soli, plötzlichem Schauplatzwechsel und erneuter hymnischer Explosion erreicht ein gewohnt starkes Niveau.
Insgesamt sind Trivium dieses Mal vor allem in den langen, anspruchsvollen Tracks zuhause. „Fall Into Your Hands“ streift sogar beinahe die Acht-Minuten-Marke und entlädt sich am laufenden Band mit spritziger Explosivität, wütendem Death-Thrash und einem klassischen, angeproggten Mittelteil vom Feinsten. Hingegen bemüht „The Shadow Of The Abattoir“ zunächst ominöse, semi-balladeske Klänge, aus denen sich urplötzlich ein beißendes, vertracktes Muskelpaket von hymnisch-abstrahierter Bosheit schält. Während „Feast Of Fire“ weitestgehend klassische Metal-Klänge bedient, explodiert „From Dawn To Decadence“ am laufenden Band mit einem weiteren mörderischen Refrain und herrlich frontaler Aggressivität.
Revolutionäre Veränderungen bleiben aus, aber das ist auch in Ordnung. Trivium konzentrieren sich stattdessen auf den musikalischen Feinschliff; ein Rezept, das absolut aufgeht. Das vielleicht beste Album seit „Shogun“ ist das unerwartete Ergebnis – man weiß zwar inzwischen, wie der Hase läuft, und verzichtet auf Überraschungen, dafür wurde das Songwriting noch eine Spur besser, knallen die harten und komplexen Passagen doppelt und dreifach, sorgen die hymnischen Exkurse rundherum für Gänsehaut. Natürlich klingen Trivium exakt so, wie man sich das erwartet und erhofft hat, aber das ist bei einer Platte von diesem Kaliber auch mehr als schwer in Ordnung.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 08.10.2021
Erhältlich über: Roadrunner Records (Warner Music)
Website: www.trivium.org
Facebook: www.facebook.com/Trivium
Letzte Kommentare