Bailer – Disposable Youth
Mit ihren überaus unterhaltsamen Kleinformaten, zuletzt vor über dreieinhalb Jahren, konnten sich Bailer schnell einen Namen im Metallic-Hardcore-Sektor machen. Nun holen die Iren zum ganz großen Wurf aus und wagen sich erstmals an ein komplettes Album. Die unerwartete Downtime nach Tourneen in Großbritannien und Russland nützte das Quartett, um am Sound zu feilen. Entsprechend klingt „Disposable Youth“ noch eine Spur wuchtiger, gefährlicher, unvorhersehbarer.
Von den ersten Tönen des Openers „Blackout“ an packen Bailer ein paar Gramm Intensität extra drauf. Dabei bleibt der Aufgalopp betont zäh, bemüht sich um ominöse Midtempo-Finsternis, die zunächst Slayer zitiert, später sogar kurz mit Nu Metal flirtet. Das anschließende „Bastard Son“ legt hingegen in media res mit Squeals und Hackbrett-Action los. Erinnerungen an frühe Converge werden nicht zum letzten Mal wach, wenn die Iren das Tempo in die Höhe schrauben, chaotische Math-Action andeuten und doch immer wieder zu straighten Hardcore-Passagen zurückfinden. Und wieder von vorne, in deutlich unter zwei Minuten abgefrühstückt.
Die schiere Wucht, mit der das Quartett durch diesen Full-Length-Einstand pflügt, raubt sämtliche Sinne. „No Apologies“ nimmt abermals diese archetypischen Converge-Squeals und -Effekte mit, findet zwischendurch zu verkappter Melodie, legt aber auch ein gewissese Faible für Groove an den Tag. In „Fester“ verstärkt sich dieser Eindruck, Bailer stampfen zeitweise geradezu durch die Szenerie, entschleunigen immer weiter und packen so etwas wie einen Headbanger aus. Über weite Strecken wirkt „Strung Out“ sogar noch direkter, zwischenzeitlich komplett entstellt und im besten Sinne verwirrt. Brachiale Einschübe, darunter das vertrackte „Out Of Frame“, kommen ebenso gut.
Irgendwo zwischen Zitat-Netzwerk, Schlachtplatte, technischer Meisterleistung und Hardcore-Selbstzerfleischung knüpfen Bailer nicht einfach nur an ihre bisherigen EPs an, sie zeigen sich in so ziemlich jeder Hinsicht wuchtiger, intensiver, versierter und mitreißender. Nahezu jeder Track auf „Disposable Youth“ strapaziert das Nervenkostüm zumindest ein wenig, schlägt die Brücke von Terror bis The Dillinger Escape Plan mit ganz viel Chaos und Tech-Spielerei dazwischen, aber eben auch mit verdammt guten Songs. Die Ohren scheppern auch Stunden später noch wunderbar nach.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 12.11.2021
Erhältlich über: Blood Blast Distribution
Facebook: www.facebook.com/bailerofficial
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