Kavrila – Mor

| 29. November 2021 | 0 Comments
Kavrila

(c) Michael Nehrmann

Die Vorzeichen ändern sich und verlangen Kavrila alles ab. Im Gegensatz zu ihrem ersten Album und der EP-Trilogie „Rituals“ krempelte das Hamburger Quartett seinen Recording-Ansatz komplett um, nahm zweite Tage lang in einer Art Live-Session auf, komponierte im Studio und verzichtete fast komplett auf Overdubs. Sänger Alex Bujack verarbeitete den Tod seiner Mutter und die damit verbundene Trauerarbeit – das Leitmotiv für das kathartische, erschütternde „Mor“ war gefunden.

Verstärkter Post-Hardcore-Einschlag lässt das Doom-Sludge-Gebräu eine ganze Spur härter, kompromissloser erscheinen. Das zeigt sich bereits im eröffnenden „Watershed“, das die Düsternis vornehmlich in die Lyrics packt. Direkt im Anschluss entdeckt „Halfway Vanished“ die zähe Zermürbung wieder, entschleunigt den ohnehin kurzen Track immer mehr und versinkt schließlich im Noise-Sumpf. „Nebula“ rundet das Eröffnungstrio irgendwo dazwischen ab – kantige (Post-)Hardcore-Hooks auf der einen, reduzierte Beklemmung auf der anderen Seite. Das harmoniert fantastisch.

„Death is real, rest in peace“, realisiert Bujack in „RIP“ und brüllt dieses Stakkato-Biest voran. Für kurze Zeit öffnet sich die Auge des Sturms und lässt einen Hauch melodisches Kargland hinein. Der Titeltrack „Mor“ hat etwas mehr davon, gibt sich unbequem, wechselt Rhythmus und Gangart mehrfach, erfasst schließlich in wuchtigen emotionalen Wellen und lässt nicht mehr los. Zum Abschluss befindet „Retribution“, dass die Zeit heilt, dass irgendwann wieder Licht am Ende des Tunnels wartet. Wuchtige, bratende Schwere untermalt diesen Ansatz gewohnt stark.

Und dann kehrt irgendwann Stille ein. In unter einer halben Stunde zerlegen Kavrila abermals alles. Der deutliche Post-Hardcore-Fokus verschiebt die Beklemmung hin zu Wut und Frust, ohne dabei jedoch die finstere, die zermürbende Nachdenklichkeit zu vernachlässigen. „Mor“ ist die nächste Evolutionsstufe im Sound der Hamburger, die noch einen Tacken gefährlicher klingen. Konzentrierte musikalische Breite umhüllt ein sehr persönliches Album, vielleicht sogar das bislang beste in der noch jungen Karriere des Quartetts.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 03.12.2021
Erhältlich über: Narshardaa Records (Broken Silence)

Facebook: www.facebook.com/kavrilaband

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Category: Magazin, Reviews

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