Mother Iron Horse – Under The Black Moon
Mother Iron Horse befanden sich auf Wolke Sieben, als sie Anfang 2020 von der Realität eingeholt wurden. Nach ihrem starken Debütalbum und ersten US-Touren wurden weitere Festival-Gigs sowie Auftritte in Europa gebucht, bevor die Welt eine Pause einlegte – ein Schicksal, das sie mit vielen anderen Musikern teilten. Schrieb man den Einstand noch vornehmlich für die Bühne, so wagt der Nachfolger deutlich mehr. Mit „Under The Black Moon“ driftet der Stoner-Sludge-Sound in die surreale Welt von Salem, Massachusetts, unweit des Zuhauses der vier Musiker, ab. Das Ergebnis ist rifflastiger, dreckiger Eskapismus in Reinkultur.
In Salem, meint man, sei der Teufel zuhause, und so eröffnet „The Devil’s Work“ die Platte mit Hingabe und dem ersten Mörderriff. Das US-Quartett bewegt sich weitestgehend in Stoner-Gefilden, lässt mit wütenden Shouts aber bereits den Bock auf Dreck und brachiale Synergien erkennen. Ein knackiges Gitarrensolo rundet das Geschehen ab. Im Anschluss geht „The Witches“ aus sich heraus mit schlammiger Aggression, in doomig-treibende Riffgewalt gekleidet. Die Luft brennt förmlich, gerade in jenen kurzen Passagen, in der sich die Gitarre eine Auszeit gönnt. Kontinuierlich steigende Intensität und so etwas wie verkappte Bosheit geben sich die martialische Klinke in die Hand.
Ein weiteres grandioses Doppel versteckt sich in der zweiten Hälfte dieses Albums. Zunächst dehnt „Samhain Dawn“ die kantige Energie der Band auf über sechs Minuten aus, gemächlicher Aufbau mit leicht psychedelischen Vibes inklusive. Mächtiges Blei, ein paar verstreute Vocals und unwahrscheinliche Intensität begleiten das verhinderte Instrumental. Dann legt „Samhain Night“ einen Schalter um und konventiert diese Aufbauten in einen unwahrscheinlich gefährlichen, zuweilen beißenden Wurmfortsatz. Zwischen geifernden, heiseren Screams und einer vergleichsweise stoisch solierenden Gitarre brennt die Luft in monolithischer Stasis.
Mit dem vorhersehbaren Zusammenbruch im steten Anschlag braten sich Mother Iron Horse durch diesen Zweitling voller verklärter Heavyness. Tatsächlich haften „Under The Black Moon“ gewisse surreale Qualitäten an, wiewohl der Stoner-Sludge-Sound kaum wütender und druckvoller ausfallen könnte. Die Herren aus Massachusetts strahlen rifflastige Gefahr aus, verbeißen sich mit wachsender Begeisterung und lehren selbst Veteranen wie Eyehategod das Fürchten. Des Teufels Werk verzückt ein weiteres Mal.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 05.11.2021
Erhältlich über: Ripple Music (Bertus)
Facebook: www.facebook.com/MotherIronHorse
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