Nyt Liv – Den Døde Sol

| 17. November 2021 | 0 Comments
Nyt Liv

(c) Martin Goltermann

Metallisch-angepunkter Hardcore mit philosophischen Texten in dänischer Sprache: Mit diesem eigenartigen Rezept gelangt Nyt Liv vor zweieinhalb Jahren ein Volltreffer. „Ensomhedens Kolde Kald“ hallt immer noch nach als kompromissloser, zugleich begeisternd abgefuckter Wellenbrecher. Das Quartett bleibt der Grundidee treu und widmet sich abermals sozialem Realismus als Antwort auf gesellschaftliche Kälte und Entrüstung, auf Egoismus und Rücksichtslosigkeit. „Den Døde Sol“ (dt. „Die tote Sonne“) trägt die emotionale Verrohung bereits im Namen.

Die gewohnt hohe Schlagzahl zieht sich durch neun muskelbepackte Kapitel, angeführt vom kurzweiligen „Givet Op“. Der wunderbar ranzige und doch fast schon eingängige Vibe, der prima an die Anfänge von Kvelertak erinnert, ohne in übermäßig brachiale Gefilde einztauchen, treibt das Hardcore-Korsett wie ein unnachgiebiger Motor an. Hymnisch und doch irgendwie abgefuckt – es kann manchmal so einfach sein. Von melodischen Ansätzen ist in „Mens Livet Forsvinder“ hingegen herzlich wenig zu hören. Nyt Liv bemühen die düstere, metallische Seite ihres Sounds mit Erfolg, beißen sich durch entschleunigte Brechstangengymnastik fest.

Zudem fühlen sich die Dänen in den langen, gemächlichen Tracks deutlich wohler. „Flygt“ braucht eineinhalb Minuten, um überhaupt richtig zu beginnen, und wächst erst in den schwerfälligen, bedrohlichen Zäsuren über sich hinaus. Der Untergang ist nah, schroffe Hardcore-Weisheiten kollidieren wiederholt. Hingegen geht „I Mørket“ von der ersten Sekunde an in die Vollen und verliert sich erst spät. Zunehmend müssen die Vocals gegen die Echokammer ankämpfen, die Instrumentierung nimmt ab, irgendwann wabert der Song gedankenverloren vor sich hin. Kurze, wütende Einschübe, wie das geifernde „Føler Ingenting“ und das bitterböse „Sluk Lyset“, drücken im richtigen Moment das Gaspedal durch.

Eigentlich gibt es auf „Den Døde Sol“ wenig Neues zu vermelden, doch stört das kaum. Nyt Liv machen einfach unbeirrt dort weiter, wo sie mit ihrem ersten Album aufhörten, und verfeinern ihren Ansatz nachhaltig. Mehr Wucht, mehr Hymne, mehr Schlamm, mehr Enttäuschung, mehr Kargland – der Zweitling plustert sich konsequent auf und trägt doch kein Gramm Fett zu viel auf den metallischen Hardcore-Punk-Rippen. Abermals bringt Dänemark angehende Core-Meister hervor; das merkt der Rest der Welt hoffentlich schon bald.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 19.11.2021
Erhältlich über: Interdisciplinarian

Facebook: www.facebook.com/nytlivband

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Category: Magazin, Reviews

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