The Lurking Fear – Death, Madness, Horror, Decay
Der Kaltstart vor vier Jahren war ein Fest für Freunde der alten Death-Metal-Schule: Bei den überaus prominent besetzten The Lurking Fear sind unter anderem drei Fünftel der legendären At The Gates am Start, darunter Frontmann Tomas Lindberg. Musikalisch bemüht man allerdings andere Sphären, arbeitet deutlich direkter mit Fokus auf Old-School-Elemente und Lovecraft-Konzepte ohne übermäßige Melodie-Anteile. „Death, Madness, Horror, Decay“ fasst das Mission Statement der Nordlichter prima zusammen.
Lindberg selbst sieht „Death, Madness, Horror, Decay“ augenzwinkernd als hässliches Stiefkind der aktuellen, düster-epischen At The Gates-Platte „The Nightmare Of Being“ und berichtet von einer Band, die das Stückwerk des Einstands gegen gemeinsam geschriebene Intensität eintauschte. Das äußert sich vor allem in vielen kurzen Nackenschlägen, die sich der Drei-Minuten-Marke bestenfalls annähern. „Cosmic Macabre“ ist eine solche Episode, die mit rasanter Wut ums Eck biegt, sägende Gitarren und gutturale Verzweiflung aufs Tableau bringt, und schließlich als Supernova verglüht. „Ageless Evil“ deutet hingegen ein wenig Midtempo-Sägewerk an, nur um schließlich noch furioser durch die Decke zu gehen.
Die vergleichsweise seltenen Langformate setzen hingegen hochspannende Akzente. Über weite Strecken wirkt „In A Thousand Horrors Crowned“ wie der nächste Dampfhammer, nur um sukzessive das Tempo zu drosseln und melodisch angehauchte Synergien zu bemühen. Das abschließende „Leech Of The Aeons“ bemüht anfangs sogar eine Art Orgel und rüht Old-School-Beton an, der im besten Sinne an Asphyx erinnert, in den bedrohlichen Instrumentalpassagen sogar die Brücke zu At The Gates schlägt. Das brachiale „Death Reborn“ braucht hingegen keine 70 Sekunden, um alles in Grund und Bogen zu prügeln.
„Death, Madness, Horror Decay“ wirkt tatsächlich wie aus einem Guss, deutlich homogener als der bereits unterhaltsame Einstand. The Lurking Fear waten mehr denn je in den Untiefen der alten Schule und glänzen vor allem in den kurzen, direkten Nackenbrechern, die keine Gefangenen nehmen und den Lovecraft’schen Horror geschickt ins Hier und Jetzt transportieren. Ein paar schwerfällige Midtempo-Leckerbissen zwischendurch lockern das Geschehen gerade ausreichend auf und erhöhen den Unterhaltungswert. Das schwedische Quartett etabliert sich als wichtige Old-School-Kapelle im Geiste von Evocation und Demonical.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 19.11.2021
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)
Facebook: www.facebook.com/thelurkingfearofficial
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