Wars – A Hundred Shivers

| 24. November 2021 | 0 Comments
Wars

(c) Wars

Seit Anfang 2020 veröffentlichen Wars ihr Debütalbum auf Raten. Vier Kapitel mit jeweils zwei bis drei Tracks erschienen über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren. Nun wollen die britischen Post-Hardcore-Newcomer ihre Kräfte bündeln. Der Release-Prozess von „A Hundred Shivers“ dauerte deutlich länger als erwartet (der erste Teil erschien rund um den ersten Lockdown), die Auseinandersetzung mit der Fragilität des eigenen Geistes, des Seelenlebens wirkt dafür nun wichtiger denn je.

Tatsächlich arbeitet man sich von hinten nach vorne mit den neuesten Tracks zu Beginn des Albums. Gleich zwei bis dato unveröffentlichte Songs eröffnen den Reigen. „So The Soul“ wirkt wuchtig und zittrig, dabei jedoch monumental und intensiv. Der klirrende Auftakt fährt durch Mark und Bein, der gesungene Refrain als Antithese zu den furiosen und doch zurückgenommenen Strophen – fast schon ein Metalcore-Konzept – schlägt sofort ein. Wenn sich Wars schließlich nach dem zweiten Chorus in einem Sturm der Emotionen verlieren, der immer weiter ausartet, stellt sich das Gefühl ein, hier etwas Besonderes hören zu dürfen. Die Art und Weise, wie die Briten mit Tempo und Intensität variieren, großartige Melodien freisetzen und doch unter die Haut gehen, beeindruckt.

Natürlich gilt das über weite Strecken auch für das bislang bekannte Material. „High Art, Low Culture“ versteht das Spiel der Laut-Leise-Dynamik nahezu perfekt, das reduzierte Breakdown kommt gut. In „Only Monsters“, einem der ältesten Tracks, sorgt das Lead-Riff für Manie und Beklemmung. Wieder ein paar Türen weiter scheint „But The Light Trembles In“ zunächst den Minimalismus für sich gepachtet zu haben, nur um Fahrt aufzunehmen, teils brachiale Härte anzureißen und Verstörung mit aufkeimender Hoffnung zu vermengen. Ähnliches gelingt „Grief, They Named It“ ebenfalls prima. Post-Hardcore in Reinkultur spielt mit Reduktion, mit aufflammenden Momenten melodischer Auflösung, aber auch mit der Suche nach einem besseren Morgen.

Wars schaffen es wir nur wenige andere Bands, Emotionen auf ehrliche, greifbare und empathische Weise zu transportieren. Die Briten tanken sich durch Mental-Health-Höhen und -Tiefen, legen Enttäuschung ebenso offen wie Euphorie, durchschreiten tiefe Talsohlen und bemühen sich um neuen Mut, um wertvolle Hoffnung. „A Hundred Shivers“ ist rein konzeptuell bereits eine wichtige Platte. Die Musik kann ebenso mithalten mit herrlich kompaktem Post-Hardcore, von spannenden Melodien, starken Vocals und kurzweiliger Dynamik geschickt in Szene gesetzt. Wars bestätigen die gute Form ihrer Kleinformate mit einem bärenstarken Debütalbum.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 26.11.2021
Erhältlich über: A Wolf At Your Door

Facebook: www.facebook.com/weareallwars

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Category: Magazin, Reviews

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