Atlas – Ukko

| 8. Dezember 2021 | 0 Comments
Atlas

(c) Atlas

Es gibt sie doch noch, die Bands, die dem vermeintlich seit Jahren auserzählten Metalcore-Genre frische Ideen abringen können. Atlas aus Finnland sind offensichtlich heimatverbundene Menschen, die sich mit Poesie und Folklore auseinandersetzen, und diese in den Sound einfließen lassen – quasi als ob sich Hanging Garden dem Core verschrieben hätten. Moderne Finsternis und Themen wie Tod, Heilung, Wiedergeburt und Glaube ziehen sich wie ein roter Faden durch das zweite Album „Ukko“.

Vermeintlich unvereinbare Welten gehen eine hochgradig faszinierende Symbiose ein, die sich nicht so recht in passende Worthülsen kleiden lässt. „Taivaanranta“ macht das wunderbar mit seinem bewegenden, aufwühlenden Intro, aus dem sich wütende Beatdowns herauslösen, die sogar ein wenig in Richtung Deathcore schielen. Plötzlich kollabiert der Track, räumt das Feld für meditative Folklore, dann finden beide Welten zusammen. Stellenweise winken Borknagar, dann wieder Born Of Osiris, dann sogar Amorphis. Und irgendwann kollabiert das Labyrinth.

Geschickt spielen Atlas mit wechselnder Gewichtung, beispielsweise wenn „Lehto“ als reiner Folksong ein wenig Tenhi-Atmosphäre heraufbeschwört, wenn „Synti“ zähe Bosheit und kurzzeitige Black-Metal-Sprints mit Gothic-artigen-Gebilden verbindet, wenn „Veri“ das Konzept eines modernen Metalcore-Tracks samt Klargesang und hymnischer Dramatik nahezu perfektioniert und mit dem dichten Melodiegewirr unter die Haut geht. Tatsächlich kristallisiert sich das Finale als absoluter Höhepunkt heraus: „Pohjannaula“ wächst immer weiter, lässt verschiedenste Stimmfarben zu, rückt der Angelegenheit sogar mit einem klassischen Gitarrensolo zuleibe … und widmet sich zwischenzeitlich purer, ungefilterter Aggression.

Der gefühlt stete Widerspruch ist die größte Kunst eines Albums, das sich wiederholt häutet, und dennoch wie aus einem Guss, wie eine aufwühlende, undurchdringliche Einheit wirkt. „Ukko“ bemüht neue Core-Spielregeln, die mit Metalcore und Folk zwei bestenfalls behelfsmäßige Obergriffe erhalten. Tatsächlich ist das zweite Album von Atlas so viel mehr, lebt von seiner dichten Atmosphäre, den unerwarteten Wendungen und der Verbindung von Klangdimensionen, die miteinander höchstens rudimentär zu tun haben. Großes Drama, noch größere Gefühle, wütende Mosh-Parts und beklemmende Melodik schaffen einen willkommenen Überraschungshit.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 10.12.2021
Erhältlich über: Long Branch Records (SPV)

Facebook: www.facebook.com/atlasfin

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Category: Magazin, Reviews

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