Exodus – Persona Non Grata
Sieben Jahre sind eine lange Zeit, selbst für Exodus. Gary Holts Abschiedstourneen mit Slayer, eine Pandemie und Tom Huntings Krebserkrankung ließen nach „Blood In Blood Out“ immer mehr Zeit vergehen. Dafür setzt es nun Thrash-Nackenbrecher im Hülle und Fülle. Für „Persona Non Grata“ sammelten die Bay-Area-Legenden gleich eine Stunde an Material, das abermals die Brücke zwischen puristischen Proto-Klängen und dem moderneren Anstrich der Rob-Dukes-Jahre schlägt. Am Mikrofon steht erneut Steve „Zetro“ Souza.
Sie mögen mittlerweile seltener geworden sein, doch es gibt sie noch, die kompakten Thrasher. „The Beatings Will Continue (Until Morale Improves)“ ist ein solcher und bringt in drei Minuten die furiose Wut Exodus‘ auf den Punkt, begleitet von einem sarkastischen bis beißenden Kommentar zu Polizeigewalt. „Clickbait“ denkt das Thema weiter und befasst sich mit sensationsgeilen Nachrichten sowie mit Fake News. Ein abermals recht kompaktes Format schlägt mit wachsender Begeisterung um sich. Das kann „The Fires Of Division“ auch, zwar etwas ausführlicher angelegt, aber zugleich richtig schön beißend. Die Doppel-Lead im Schlussdrittel hat hingegen Klassikerpotenzial.
Und doch scheinen sich Exodus mittlerweile im Langformat besonders wohlzufühlen. „Lunatic-Liar-Lord“ überrascht mit Blues-Picking, nur um sich in ein paar Wiederholungen zu verlieren. Besser macht es der eröffnende Titelsong „Persona Non Grata“, ein wunderbar vertrackter Gewaltakt, in dem Souza zu Höchstform aufläuft und alles mit wachsender Begeisterung zerkeift. Die Düsternis von „Prescribing Horror“ kommt hingegen überraschend, gerade in Verbindung mit dem Sprechgesang. So bösartig, so schwerfällig kennt man die Bay-Area-Veteranen gar nicht, kommt aber gut. Ähnlich spannend, wenn auch komplett anders, fällt „Elitist“ aus. Die frontale Wuchtbrumme trieft geradezu vor Bosheit, bringt sogar etwas Gesang ein und spielt mit Punk-Esprit.
Zunehmend verläuft und verliert sich „Persona Non Grata“ in seinen endlosen Schleifen. Das klappt – fast immer – richtig gut, denn kondensierte Bosheit in Verbindung mit filigranem Drive, meist packendem Songwriting und unfassbarer Energie in den Stimmbändern geht einfach auf. In seltenen Momenten können Exodus sogar mit kleineren Details überraschen und halten ihren Sound frisch, bleiben dennoch unterm Strich waschechte Thrasher. Volle Routine trifft auf smarte Akzente und pointierte Aussagen für ein weiteres mächtiges Spätwerk der viel zu oft übersehenen Legenden.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 19.11.2021
Erhältlich über: Nuclear Blast (Rough Trade)
Website: exodusattack.com
Facebook: www.facebook.com/exodusattack
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