Memory Garden – 1349
Doom-Bands müssen die Ruhe weg haben, zumindest schlagen gerade die Urgesteine gefühlt nur alle heiligen Zeiten zu. Auf dieser illustren Liste lauern auch Memory Garden. Die Schweden verbinden düstere Schwere seit 1993 mit klassischen Metal-Klängen und etwas Power im Abgang. Für ihr erstes Album seit acht Jahren widmen sie sich einer etwas anderen Pandemie, nämlich der Pest. „1349“ beschreibt den Höhepunkt der mittelalterlichen Epidemie auf unbequeme Weise.
Obwohl sich das Quintett gleich zu Beginn in „Shallow Waters“ wagt, ist nichts an dieser Platte seicht. Der Elan des Openers unterhält, weder typisch Doom noch ausschließlich in Power-Gefilden fischend. Stefan Berglund scheint in den stimmlichen Jungbrunnen gefallen zu sein, das erhabene Arrangement rundherum marschiert mit Nachdruck voran und deutet im Refrain hymnischen Elan an. Natürlich runden gleich mehrere Gitarrensoli den Track ab – noch relativ brav, aber sehr unterhaltsam. Überhaupt gestaltet sich einzig die reduzierte Ballade „The Messenger“ etwas blass. Die Grundidee kommt gut, hätte aber eine bis zwei Minuten weniger prima vertragen.
Sobald es episch und wuchtig wird, sind Memory Garden unantastbar. Das gilt beispielsweise für den Rausschmeißer „Blood Moon“ mit seinem Sturm der Gefühle und einem recht animierten Keyboard, dessen ominöse Melodiefolge für sympathisches Unbehagen sorgt. In „Rivers Run Black“ erinnern die Schweden sogar an die großen Genre-Legenden, wie Candlemass und Cathedral, nur um urplötzlich einen proggigen Mittelteil anzureißen. „The Empiric“ erhöht hingegen die Schlagzahl und pendelt zwischen ungeahnter Bosheit sowie großartigen Power-Metal-Melodien.
Eigentlich überrascht herzlich wenig an „1349“, wenngleich die Thematik selbstverständlich kein größerer Wink mit dem Zaunpfahl sein könnte, doch unterhält genau das. Memory Garden wissen, wie der Power-Doom-Hase läuft, und feilen einmal mehr an der melodisch-epischen Perfektion. Die Schweden bleiben Meister der dicken Hymne, der geschickten Spannungsbögen, der beklemmenden Aha-Momente. Auf solche Perlen wartet man gerne.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 17.12.2021
Erhältlich über: No Remorse Records (Membran)
Facebook: www.facebook.com/memorygardenofficial
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