Mondaze – Late Bloom
Shoegaze ist einer der Sounds der Stunde und feiert ein lässiges Comeback. Das ruft selbstverständlich eine Vielfalt an Ansätzen und Interpretationen auf den Plan, darunter auch jenen der Italiener Mondaze. Das Quartett aus der Keramikstadt Faenza bemüht sich um eine Variante aus dem Spielbuch von Nothing und Konsorten – mehr Heavyness, das Umlegen von Hardcore-Konzepten auf die Alternative-Stilisierung. Nach einem ersten Demotape landet „Late Bloom“ nun einen Volltreffer im Albumformat.
Das Ergebnis klingt wunderbar räudig und unbequem, zugleich irgendwie wohlig und wärmend. „Words Undone“ geht mit gutem Beispiel voran und hangelt sich von einem ominösen Intro in eine echte Wuchtbrumme, die sich mit Nachdruck entlädt, gefühlt Gift und Galle speit, dabei immer tiefenentspannt bleibt. Dafür braucht es auch keine großen Worte – ein Konzept, dem auch „How Soon Is Soon?“ folgt. Mehr Drive mit Punk- und Metal-Schlagseite lässt das Gebälk erzittern. Das Quartett spielt sich in einen Rausch, durch bratende Intensität und tief im Arrangement eingebettete Gesangsfetzen begleitet. Der kurze, versöhnliche Wurmfortsatz wickelt um den imaginären kleinen Finger.
„Concrete“ eröffnet mit langer Stille, dann baut sich eine gewaltige Wand auf. Für Mondaze klingen die Vocals fast schon laut und durchdringend, während rundherum abermals wuchtiger Shoegaze mit Post-Rock-, Alternative- und sogar Doom-Ideen flirtet. Zentnerdicke Wände bauen sich bedrohlich und bedrückend auf. Im Gegensatz dazu wirkt „Swirl Back“ aggressiv und angepunkt, geht mit schroffem Druck nach vorne und räumt samt Riffwand alles ab. Eine solche bietet auch das überlange Finale „Incense Smell“, bloß noch luftiger und noch entschleunigter als zuletzt. Der Minimalismus der Dinge lullt im besten Sinne ein.
Über weite Strecken gibt sich „Late Bloom“ dem versöhnlichen, dem hoffnungsvollen Momentum hin. Zwar verzichten Mondaze auf den Fluff und Plüsch ähnlicher Shoegaze-Kollegen, flattern aber dennoch mit wachsender Begeisterung durch luftigen Wahnsinn. Zunehmende Heavyness mit metallischen Grundideen bekommt dem Einstand auf Albumlänge blendend, raubt sämtliche Sinne im gemächlichen Tempo und nimmt doch in den Arm. Aus diesem Würgegriff kann man sich nicht so recht behaupten, will man auch nicht. Das 40minütige Stockholm-Syndrom strahlt eine ganz eigentümliche, süchtig machende Faszination aus.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 10.12.2021
Erhältlich über: Through Love Records / Church Road Records (Indigo)
Facebook: www.facebook.com/bandmondaze
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