Siamese – Home

| 9. Dezember 2021 | 0 Comments
Siamese

(c) Sebastian Stigsby

Siamese sehen jedes Album als Produkt seiner Entstehungszeit. Dass der Nachfolger von „Super Human“ somit etwas unbequemer ausfallen würde, dürfte kaum überraschend sein. Auf dem Höhepunkt der Pandemie suchten die Dänen nach neuer Härte, bemühten sich um zusätzliche Experimente und arbeiten sich zudem an Lebenskrisen ab, aus denen sie ihre Lehren beziehen möchten. „Home“ treibt den modernen Metal-Sound des Quintetts zur Bestform an.

Der Titelsong lebt dieses Mantra vor. Gemeinsam mit Drew York von Stray From The Path zerlegen alleine schon die Strophen die Erwartungshaltung und überraschen mit EDM-Einfluss. In Verbindung mit dem hochgradig eingängigen Refrain erinnert diese Auflösung ein wenig an die Crossover-Ansätze der Drum’n’Bass-Veteranen Pendulum, die unter anderem bereits mit In Flames aufnahmen. Und doch ist der Track ein wütender, druckvoller Bastard. Einzig „Enough Ain’t Enough“ schießt etwas über das elektronische Ziel hinaus. Gemeinsam mit Rory Rodriguez von Dayseeker öffnet man sich dem Dancefloor. Das ist nett, letztlich aber auch nicht mehr.

Rundherum spielen Siamese dafür ihre Stärken aus, und das sind vor allem die melodischen, hymnischen Parts. So wohnt „Can’t Force The Love“ gleichzeitig eine eingängige und harsche Energie inne. Der Track geht sofort ins Ohr und wirkt dabei leicht nervös. Hier klappt das Zusammenspiel mit elektronischen Einflüsen prima. Im eröffnenden „Heights Above“ kommt die nötige Härte durch, gereckte Faust, Gangshouts und vergleichsweise klassischer Metalcore-Aufbau inklusive. Zwischendurch versuchen sich die Dänen sogar an der einen oder anderen (Halb-)Ballade. „Joga“ und „Honest“ machen ihre Sache gut.

Tatsächlich bemühen die Dänen the highest of highs and the lowest of lows, was das emotionale Spektrum betrifft. „Home“ ist gleichzeitig harmoniebedürftig und unbequem, auf mitreißende Weise unberechenbar und dennoch ein Hit-Lieferant. Die elektronischen Einschübe gelingen nicht immer, die Innovationskraft geht dafür über weite Strecken dank großer Dynamik und richtig starkem Songwriting auf. Der Sprung in den Mainstream scheint nur eine Frage der Zeit zu sein.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 10.12.2021
Erhältlich über: Long Branch Records (SPV)

Facebook: www.facebook.com/siamesedk

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Category: Magazin, Reviews

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