Grivo – Omit

| 25. Januar 2022 | 0 Comments
Grivo

(c) Essentials Creative

Der Ausdruck von Emotionen in ihrer rohesten, direktesten Weise ist die große Spezialität von Grivo. Das Trio um die Brüder Timothy (Gesang und Gitarre) und Matthew Heck (Schlagzeug) sowie Bassist Ricardo Tejeda entsteigt mit seinem ureigenen Shoegaze-Ansatz der Szene ihrer Heimatstadt Austin im US-Bundesstaat Texas und bereitet den fesselnden Siegeszug ihrer schieren Wucht vor. Mit ihrem Zweitling „Omit“ sind sie nun beim Edel-Label Church Road Records untergekommen.

In sieben dichten, ellenlangen Kapiteln breitet das Trio seine aufwühlende Schwerfälligkeit aus. Das eröffnende „Trammel“ zeigt sogleich, wohin es den Gaze-Ansatz zieht: in die düstere und zugleich kathartische Wucht. Staubige Klangbögen spielen mit Doom-Konzepten, ruppige Lethargie erhält im Laufe der gut sechs Minuten immer mehr Dreck und Distortion. Grivo entstellen den Song in aller Gemächlichkeit und finden dabei Raum für ätherischen, bewegenden Gesang, für erhabene Momente, für glockenhelle Auflösungen und Momente der Hoffnung. Und dann, am Höhepunkt, sackt die infernale Symphonie nach donnernden Drumrolls in sich zusammen.

Und so entsteht mehr und mehr eine Art Happening. Die präzise Auflösung verschränkter Reduktion in „Languor“ füllt vor allem seine Leerstellen in einem Mittelteil, der kaum dürrer ausfallen könnte, nur um hernach mit Gaze-Melodien zu explodieren. Hingegen bäumt sich „Fatigue“ in bester Art- und Post-Rock-Manier auf, strapaziert den behutsamen Aufbau und entlädt sich in weiterer Folge in präzisen Druckwellen. Abermals schimmern immer wieder eingängige Momente durch, die Gitarre tankt sich durch 90s-Entstellung und findet doch wieder zur himmlischen Auflösung zurück.

Ist „Omit“ somit das stete Hinarbeiten auf das größtmögliche Crescendo? Zu gewissen Teilen scheint es so, und doch sind es vor allem die wiederholten Gefühlsausbrüche, diese spontan wirkenden Reaktionen, diese himmlischen Momente purer Schönheit, die einen atemberaubenden Kontrast mit dem inszenierten Ödland rundherum erzeugen. Grivo sind Meister des Spannungsaufbaus, das wird schnell klar. Ihre Doomgaze-Variation ist furztrocken und bezaubernd zu gleichen Teilen. Man muss sich bloß auf diese extremen Höhen und Tiefen einlassen. Zur Belohnung setzt es eine wunderbar ungeschliffene und gerade deswegen so wertvolle Perle.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 28.01.2022
Erhältlich über: Church Road Records

Facebook: www.facebook.com/grivoband

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Category: Magazin, Reviews

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