The Sleeper – Radiant
(c) Eulenherz Artwork
Gut Ding will Weile haben. Das erste und bis jetzt einzige Album von The Sleeper hat mittlerweile knapp neun Jahre auf dem Buckel. Auf ihren Lorbeeren ruhten sich die Leipziger in der Zwischenzeit allerdings keineswegs aus. Sie konzentrierten sich vor allem auf ihre Live-Aktivitäten, veröffentlichten 2017 eine kleine EP und erweiterten ihr Line-up. Zwar begannen die Aufnahmen ihres zweiten Albums bereits im Sommer 2020, doch kommt es erst jetzt zum Release. Hat sich das Warten auf „Radiant“ gelohnt?
Diese Frage beantwortet bereits der Opener „Coven“ mit Nachdruck. The Sleeper breiten ihren Metalcore-Ansatz weiter aus, wählen einen modernen und zugleich melodischen Ansatz, der in den eingängigen Momenten durchaus poppige Qualitäten annimmt. So auch hier: Der Spagat zwischen krachenden Strophen und verspieltem Refrain kommt gut, die hymnischen Anteile brennen sich sofort ein. „Dull Knife“ legt im Anschluss eine weitere kräftige Hook drauf und bleibt fast den ganzen Track hindurch recht melodisch. Entsprechend brachial kommt die kantige Explosion in Richtung Halbzeit um die Ecke.
Klassischen Metalcore sollen andere zocken, The Sleeper lassen sich einfach treiben. Entsprechend abwechslungsreich gestaltet sich ihr zweites Album: „Premonitions“ ist über weite Strecken ein echtes Energiebündel, fast schon fatalistisch anmutend und in der knappen, klaren Auflösung dennoch hibbelig bis hypernervös. Im Vergleich dazu wirkt „Haven“ geradezu klassisch, zugleich hochmodern, beißend und harmoniebedürftig. Ein solcher Song würde sich auch bei Architects prima machen. Die obligatorische Power-Ballade kommt zum Schluss: „Empress“ reduziert den Sound über weite Strecken auf ein absolutes Minimum und hebt im richtigen Moment ab. Bevor es zu cheesy wird, setzt ein klassisches Gitarrensolo zum Höhenflug an.
The Sleeper konzentrieren sich auf das Wesentliche und machen damit so ziemlich alles richtig. Ihr Metalcore bedient klassische Synergien und wächst konsequent über diese hinaus. Mehr Elektronik, mehr Melodie, moderne Brachialgewalt und balladeske Einschübe sowie die gekonnte Keyboard-Präsenz machen „Radiant“ zum kleinen Leckerbissen. Selbstverständlich muten die Zutaten vertraut an, doch gelingt es dem deutschen Sextett auf fantastische Weise, Erwartungen ins Gegenteil zu verkehren und neue Wege zu beschreiten, ohne etwas übers Knie zu brechen. Organische Härte und willkommene Harmonie gehen eine starke Symbiose ein – das Warten hat sich definitiv gelohnt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 28.01.2022
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Facebook: www.facebook.com/thesleeperofficial
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