Mountaineer – Giving Up The Ghost

| 23. Februar 2022 | 0 Comments
Mountaineer

(c) Mountaineer

Seitdem sie zum Sextett angewachsen sind, klingen Mountaineer besser denn je. Zwei zusätzliche Gitarristen und Songwriter bekommen der US-Band sehr gut und sorgen für deutlich mehr Heavyness, ohne dabei die knisternde Atmosphäre mit Post- und Gaze-Ausprägung zu stören. Stimmungen und Kontraste bleiben auch auf dem mittlerweile vierten Album federführend. „Giving Up The Ghost“ taucht tiefer denn je in den spektakulären und zugleich understateten Mikrokosmos der Kalifornier ein.

Mit neuer Musik gehen Mountaineer spärlich um. Gerade einmal sieben Songs in 32 Minuten, Intro und Outro inklusive, werden geboten. Die haben es dafür aber in sich. Wie „Blot Out The Sun“ Schritt für Schritt seine einzigartige Strahlkraft ausbreitet und in einen Sog der Emotionen zieht, ringt Respekt ab. Aus dem zögerlichen Beginn mit typischem Post-Rock-Aufbau entspringen Heavyness und schillernde Melodien. Traurigkeit und Melancholie kollideren mit den feinsten Funken Hoffnung, der packende Gesang agiert als Leuchtrakete im Gezeitenwechsel. Die finale Eruption erreicht unfassbar bittere Schönheit.

Ganz so spektakulär wird der Rest der Platte zwar nicht, begeistert aber trotzdem. „When The Soul Sleeps“ treibt den Härtegrad ordentlich nach oben, bedient das post-metallische Feld mit aggresivem Gusto, nur um aus dem Nichts erneut feinste Harmonien auszuspucken und großzügig zu verteilen. Hingegen scheint „Bed Of Flowers“ zunächst vornehmlich Post-Shoegaze zu behandeln, bevor eine knappe Zäsur eine neue Zeitrechnung anbrechen lässt. Immer wieder kämpfen Schreie gegen die dichte, warmherzige und zugleich beklemmende Mountaineer-Präsentation an. Die emotionale Achterbahnfahrt kommt nie zur Ruhe.

Ja, mehr Musik wäre sicher schön gewesen, doch was Mountaineer auf ihrer vierten Platte bieten, ist mehr als nur ansehnlich. Binnen Sekunden zieht „Giving Up The Ghost“ in einen wahren Sog, nur um nach etwas über einer halben Stunde wieder ausgespuckt zu werden, komplett durch und doch so zufrieden. Atmosphäre ist das große Schlüsselwort für dieses Album. Große Neuerungen bleiben aus, dafür werden nunmehr vertraute Ideen und Klangmuster intensiviert, noch geschickter miteinander verwoben, in unwiderstehlicher Ganzheit präsentiert. So aufwühlend und heavy kann Katharsis klingen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 25.02.2022
Erhältlich über: Lifeforce Records (Membran)

Facebook: www.facebook.com/mountaineerbayarea

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Category: Magazin, Reviews

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