Daeth Daemon – Span Of Æons
Gegen Ende des ersten Lockdowns wurden Daeth Daemon erstmals vorstellig. Das Salzburger Quartett veröffentlichte mit „The Skeleton Spectre“ eine donnernde EP der wunderbar ruppigen, ursprünglichen Death-Metal-Schule. Während weiterer Isolation über die folgenden Monate reiften schließlich Pläne für ein erstes Album, durch intensive Proben zwischen August und November 2020 beflügelt. Nun steht „Span Of Æons“ in den Startlöchern und widmet sich ranzigen, druckvollen Klängen mit literarischem Hintergrund.
Dantes Göttliche Komödie und die neun Höllenkreise dienen als Leitmotiv für den morbiden Horror-Höllenritt, den „Extermination Ghost“ nach einem kurzen Intro mit dem Dampfhammer eröffnet. Zu hören gibt es Urgewalt frei von der Leber weg – keine Gimmicks, keine Effekthascherei, nur Abrissbirne über Abrissbirne mit beißender Midtempo-Einlage zwischendurch. Darauf baut „Fall Of The Sulphur Angel“ auf und holt sich eine furiose Zweitstimme hinzu. Kein Geringerer als Mäxx Crusher, erster Vokalist für Belphegor in den 90ern, mischt in dieser herrlich virtuosen Frontalattacke mit. Gerade die Gitarrenarbeit kann einiges.
Er ist allerdings nicht der einzige prominente Gast auf dieser Platte: Martin Schirenc (u. a. Pungent Stench) leiht „Walls Of Enslavement“ seine Charakterstimme. Die wunderbare Bosheit, gepaart mit überaus infernalen, zerstörerischen Zwischentönen, kommt verdammt gut. Daeth Daemon machen aber auch alleine einiges an Wind, siehe und höre beispielsweise das wunderbar grantige „Feasting The Swines“. In knapp vier Minuten setzt es geschickte, präzise Spiele mit Tempo, mit Brutalität, mit abgehacktem Feinspitz. Eine Abrissbirne wie „Anticipation Of Evil“ zeigt stellenweise, wohin das neue Album von Unleashed hätte gehen können, ohne dabei die eigene musikalische DNA zu verleugnen.
Souverän knüpft „Span Of Æons“ an die bereits unterhaltsame EP an und arbeitet den individuellen Ansatz von Daeth Daemon deutlicher hervor. Natürlich gibt es bei klassischem Death Metal gewisse Querverweise, die sich nicht von der Hand weisen lassen, das versteht sich von selbst, doch punktet alleine schon die Intensität, mit der die Salzburger an ihr erstes komplettes Album herangehen, dank furioser Energie, präzisem Songwriting und herrlich infernaler Atmosphäre. Brachial, kurzweilig und doch durchdacht – ein Einstand nach Maß, der Bock auf viel, viel mehr macht.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 18.03.2022
Erhältlich über: Ván Records (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/daethdaemon
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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