Desert Clouds – Planexit

| 24. März 2022 | 0 Comments
Desert Clouds

(c) Desert Clouds

Seit zwei Jahrzehnten schrauben Desert Clouds an ihrer ureigenen Psych-Version. Zwar fühlen sich die vier Londoner hörbar wohl, sich mit den 60s-Wurzeln des Genres auseinanderzusetzen, wählen aber zugleich einen zweiten, deutlich moderneren Ansatz, der mit Hard Rock und Alternative anbandelt, entfernt an Grunge-Begleiterscheinungen in den 90ern erinnernd. „Planexit“ bezeichnen die Briten als Reise durch das Innerste des Menschen anhand eines namenlosen Mannes, der seiner erdrückenden Umgebung zu entkommen versucht.

Zu Beginn wartet der siebenminütige Titelsong, der zugleich das Tempo auf unnachahmliche Weise vorgibt. Bratende Heavyness trifft auf flirrende Psych-Sinnsuche, nicht zum letzten Mal weht ein Hauch von Space Rock durch die Luft. Der Spagat von Monster Magnet zu folkigen Led Zeppelin wird mit erstaunlicher Leichtigkeit geschlagen. Direkt danach drückt „Mamarse“ das Gaspedal durch mit pulsierender Angriffslust in etwas mehr als drei kompakten Minuten. Mächtige Riffs, nicht minder furiose Vocals, sogar etwas Dreck und Rost geben sich die Klinke in die Hand. Desert Clouds können also auch straighte Rocker mit Schweiß und Schleim.

Und doch wachsen sie erst im überlangen Bereich so richtig über sich hinaus. Wie sich „Deceivers“ mit aller Vorsicht in den Track hangelt und Jam-artige Leichtigkeit ausbreitet, bietet hohen Unterhaltungswert. Der fast schon federnde Psych-Spaziergang lässt zwischenzeitlich ein paar Wolken vor die Sonne ziehen, doch bleiben diese finsteren, beißenden Momente eine Seltenheit. In „Speed Of Shadow“ werken sie hingegen von Anfang an vorne mit. Spaciger Psychedelic Rock wird hier zwischenzeitlich eingestreut, lockert das Geschehen auf, blubbert mit wachsender Begeisterung nach vorne und lässt sich von angedeuteter Urgewalt aus der zwischenzeitlichen Meditation reißen. Immer und immer wieder.

„Planexit“ ist tatsächlich ein Trip in jeglicher Hinsicht, eine hochspannende Reise durch Sein und Schein, zugleich ein kräftiges Statement. Desert Clouds hört man die Erfahrung an, ohne Frage. Trotz allem, trotz aller Querverweise auf die Vergangenheit klingt die neue Platte der Briten frisch, lebhaft, überaus aufregend und zugleich mitreißend. In einer Dreiviertelstunde beleuchten Desert Clouds ihren eigenwilligen, packenden Psych-Ansatz von allen Seiten und legen einen kleinen Leckerbissen vor, der sich ohne Frage volle Aufmerksamkeit verdient hätte.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 25.03.2022
Erhältlich über: Mandrone Records

Facebook: www.facebook.com/desertclouds

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Category: Magazin, Reviews

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