Oddland – Vermilion
Zeit scheint für Oddland ein fließender Begriff zu sein. Tatsächlich feiert das Debütalbum „The Treachery Of Senses“ kommenden Monat zehnten Geburtstag, der Nachfolger „Origin“ hat ebenfalls bereits fünfeinhalb Jahre auf dem Buckel. Untätig war man in der Zwischenzeit aber keinesfalls, tourte fleißig und nahm sich viel Zeit für die eigene, (post-)moderne Version progressiver Klänge. „Vermilion“ bewegt sich nun abermals in den Gefilden von Leprous, Faith No More und Konsorten.
Zwei Drittel des Albums entfallen auf den Titelsong „Vermilion“ und dessen fünf Kapitel. Mit dieser Mini-Symphonie streben Oddland neue Sphären an. Die Kombination aus beißender Härte und hymnischen Melodien geht auf, trägt bereits das knackige „Below“ in höchste Höhen. Schroffe Muskelspiele kollidieren mit kleinen Fanfaren. „Feed The Void“ überspitzt das Konzept mit Djent-Ansätzen und kompletten melodischen Breakdowns, der absoluten Reduktion nahe und in manchen Momenten sogar annähernd jazzig. Was in diesen viereinhalb Minuten passiert, lässt sich nicht genau sagen, doch es fasziniert.
Das große Finale dieses Monstrums, „Emancipator“, spielt sich über weite Strecken in semi-klassischen Prog-Gefilden ab, arbeitet mit präzisen Gitarren, mit hymnischen Einschüben, mit etwas Härte zur Verdichtung. Große Überraschungen darf man sich von dieser Ouvertüre nicht erwarten, unterhaltsam ist sie allemal. Das gilt auch für „Unity“, eine der ‚regulären‘ Nummern dieses Albums. Hier lassen Oddland ein weiteres Mal alles kollidieren, was ihr Prog-Konzept ausmacht. Die letzten beiden Minuten befeuern schroffe Gitarren mit viel Gefühl, als würden sich Rush mit Meshuggah verständigen wollen.
Tatsächlich geht dieses Unterfangen, wenngleich eher auf der melodischen Seite angesiedelt, komplett auf. Oddland wählen erneut einen alternativen Ansatz für ihre proggigen Gelüste und fahren damit gut, auch wenn das Ding nach knapp 40 Minuten viel zu schnell vorbei ist. „Vermilion“ zeigt eine spielfreudige Band, die gerne herumprobiert, die mit wachsender Begeisterung zwischen alter und neuer Schule pendelt, die ausgeklügelte Hymnen ebenso versteht wie schiere Intensität. An ihr unglaubliches Debüt kommen die Finnen abermals nicht ganz heran, pendeln sich dafür auf starkem Niveau ein.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 11.03.2022
Erhältlich über: UPRISING! Records / Target Records (SPV)
Website: oddlandband.com
Facebook: www.facebook.com/oddland
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