Steak – Acute Mania
In der Wüste gehen die Uhren langsamer. Steak stammen aus London, scheinen dennoch eine gewisse Seelenverwandtschaft mit Sand und Hitze zu besitzen. Entsprechend ließe sich der Faible für mächtigen Stoner Rock erklären, der zehn Jahre nach Gründung nun das dritte Album abwirft. Gemeinsam mit einem eigenen Comic erscheint „Acute Mania“ und holt den bluesigen Desert-Ansatz endlich wieder zurück an die verdiente Oberfläche.
„Papas Special Custard“ ist als Songtitel kurios und als Musikstück grandios. In diese achteinhalb Minuten packen Steak alles rein, vom ruhigen und präzisen Aufbau über die bluesige Düsternis bis zum Hang zu dicken Riffs. Erst scheint es ewig zu dauern, bis der Track abheben kann, dann sorgen gerade die ruhigen, ominösen Strophen für das entsprechende Wow-Momentum. Aus der vermeintlichen Stasis ergibt sich nach und nach ein echter Wirbelwind, dessen donnernde Drumrolls und sich überlagernde Gitarrensoli stellenweise sogar in Transistor- und Psych-Gefilde drängen – ein echtes Happening.
Überhaupt fühlen sich die Briten in der Überlänge hörbar wohl, dehnen ihre Tracks gerne mal bis zur Unkenntlichkeit aus und machen damit alles richtig. Wie „Last Days“ immer wieder auf diesen einen Kraftakt wartet und schließlich durch die Decke geht, weiß zu unterhalten. Das bluesige Leitmotiv, von Sänger Kippa mit unglaublicher Kraft inszeniert, erfährt magische Variationen, brennt sich sofort ein und kommt durch die zusätzliche Heavyness so richtig zur Geltung. Im kurzen, knackigen „System“ schimmern hingegen Stoner-Grunge-Harmonien Marke Alice In Chains durch, ein weiterer majestätischer Farbtupfer.
Die wunderbare Schwere des Seins kommt in „Acute Mania“ durch. Mit ganz wenigen Ausnahmen nehmen sich Steak alle Zeit der Welt, damit sich die jeweiligen Songs entfalten können. Präzision und Bauchgefühl gehen auf faszinierende Weise Hand in Hand und schaffen große Momente im Kleinen, erhabene Spannungsbögen und majestätische Aha-Momente. Unter allem liegt jedoch ein bluesiges Fundament, das oft kaum einfacher ausfallen könnte. In dieser Schlichtheit liegt Methode und Cleverness. Für die dritte Steak-Platte muss man Geduld mitbringen, erhält dafür packendes Songwriting und massig Energie von der ersten bis zur letzten Minute.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 01.04.2022
Erhältlich über: Ripple Music (Bertus)
Facebook: www.facebook.com/SteakBandLondon
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