Delvoid – Swarmlife
Es dauerte, doch es hatte sich angedeutet: Nach „Serene“ musste eine musikalische Entschlackung her. Delvoid wollten sich auf das Fundament ihres Sounds konzentrieren, ihren psychedelischen Progressive Rock reduzieren und die dicken, gemächlichen, orchestralen Elemente in den Hintergrund verbannen. Eigentlich sollte „Swarmlife“ bereits vor geraumer Zeit erscheinen, ein Label-Deal sowie die aktuell schleppende Vinyl-Produktion vergrößerten die Wartezeit jedoch. Mittlerweile sind sechs Jahre seit dem Vorgänger vergangen – macht sich die Geduld bezahlt?
Geduld wird weiterhin benötigt, denn die sechs Songs sind – natürlich – überlang, alle jenseits der siebeneinhalb Minuten. Dafür nehmen sich Delvoid alle Zeit der Welt, um ihre Arrangements geschickt und behutsam aufzubauen, langsam zu verdichten, die Möglichkeiten beklemmender Atmosphäre auszureizen. „Techtree“ lebt vom vertrauten, lebhaften und emotionalen Gesang, aber auch von einem steten musikalischen Wechselbad der Gefühle, heavy und fragil zugleich. Zwischen den Extremen Gazpacho und The Mars Volta entsteht vielschichtiger Prog, der sich gekonnt von Übertreibung fernhält, selbst in zuweilen bratender Heavyness nie übers Ziel hinausschießt.
Stetes Schwanken und faszinierende Sprünge kleiden diese Platte aus. In „Collapsist“ wächst der Druck von Sekunde zu Sekunde, begleitet von allerlei Vokal-Akrobatik und höllischen Fanfaren, die gefühlt aus dem Nirgendwo in die Ermattung des psychedelisch angehauchten Schein-Seins umschlagen. Noch weiter lehnt sich nur „The Master’s House“ aus dem Fenster. In gut 13 Minuten suchen und finden Delvoid hochspannende Stimmungen, bleiben im Vergleich zur restlichen Platte recht brav, nahezu unscheinbar. Die vermehrt psychedelische Fragilität mit seltenen Momenten verwaschener Heavyness steht den Norwegern ebenfalls sehr gut zu Gesicht.
Eine kräftige Portion Entschlackung und Reduktion später wirken Delvoid tatsächlich wie eine andere Band, zumindest über weite Strecken. Das Quartett kehrt sein Innerstes nach außen und legt die Essenz des eigenen Sound offen. „Swarmlife“ bemüht weiterhin das Wechselspiel von Wucht und Wahnwitz, bloß mit vergleichsweise getragenen Tönen. Klar, daran muss man sich erst einmal gewöhnen, doch spricht das starke Songwriting weiterhin eine deutliche Sprache. Delvoid klingen mehr denn je nach Prog-Meistern, die jenseits des Neo-Präfixes über den Geheimtipp-Status hinauswachsen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 29.04.2022
Erhältlich über: Banditt Media
Website: www.delvoid.com
Facebook: www.facebook.com/delvoid
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