Slow Jams – Punk Standards

| 6. April 2022 | 0 Comments
Slow Jams

(c) Slow Jams

Ein Album, eine EP, ordentlich auf Tour, mehrere Line-up-Wechsel und weiterhin bestens aufgelegt: Slow Jams sind in Berlin ansässig, die Mitglieder kommen aus Italien, Frankreich, Rumänien und Deutschland. Musikalisch einigte man sich auf Hardcore Punk der frühen 00er Jahre, schnörkellos und doch hooklastig, durch gelegentliche Grunge- und Post-Hardcore-Ausflüge gelungen ergänzt. Der Zweitling „Punk Standards“ widmet sich, nun ja, der Punk-Ursuppe, ohne jedoch auf die eigentliche, eigene Wucht zu verzichten.

„In Riddles“ gibt sich unbequem und doch mitreißend, lebt kernige Midtempo-Dissonanzen vor und brüllt sich die Seele aus dem Leib. Rundherum schrubben Punk-Reste mit, Kapitän Stakkato schickt seine Truppen aus … und aus dem Nirgendwo taucht ein Grunge-Breakdown auf. Das anschließende „Donuts“ widmet sich sogar komplett semi-akustischen 90s-Rock-Gefilden, düster und schwerfällig, von bittersüßer Melodik geprägt und in seiner verwaschenen Traurigkeit doch so faszinierend.

Rundherum halten Slow Jams das Tempo gerne hoch. „Barbed Brain“ ist die vertonte Rampensau, frontal und manisch, eines der wütendsten Stücke des Albums, zumindest bis mittendrin Post-Hardcore-Anleihen harmonische Boysetsfire-Anleihen hervorkramen und prima in die bissigen Attacken einbauen. Im abschließenden „In Flood“ taucht sogar ein vogelwildes Gitarrensolo auf, der stellenweise höchst punkige Track zerlegt sich selbst und streut Reißnägel unter seine Eingängigkeit. Dort wartet bereits „Keep Your Warnings“ mit Heavyness und Hooks, mit einem weiteren abgedrehten Solo, ja sogar mit dezent hymnischen Anleihen.

Und dann, nach knapp 28 Minuten, ist schon wieder Feierabend. Wie Slow Jams hier durchrattern, welch eindrucksvoller Elan – großes Kino, bestes Entertainment. Ob „Punk Standards“ nun tatsächlich so punkig geworden ist, sei dahingestellt. Das Quintett dreht einfach immer wieder mal etwas an den Stellschrauben, schreibt mächtige Abräumer, Kraftpakete und schwerfällige, melodische Wuchtbrummen. Auch die Grunge- und Post-Hardcore-Exkurse auf diesem von vorne bis hinten ungemein unterhaltsamen Zweitling wollen unbedingt weiter erforscht werden. Von der vermeintlichen Hardcore-Punk-Retro-Tour rücken Slow Jams immer weiter ab und stehen mit dieser kurzweiligen Platte felsenfest auf eigenen Beinen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 08.04.2022
Erhältlich über: I.Corrupt.Records

Facebook: www.facebook.com/slowjamshc

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Category: Magazin, Reviews

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