Dead Register – Alive
Können Dead Register die überlebensgroße Lücke von Type O Negative schließen? Diese kühne Überlegung tätigt ihr Label im Vorfeld des Releases ihres zweiten Albums. Tatsächlich bewegt sich das Trio aus Atlanta in ähnlichen Gefilden – düster, süffig, schwerfällig und von bittersüßer Romantik durchzogen. Gitarren sucht man bei Dead Register allerdings vergebens, sie spielen ihre Songs mit verschiedenen Bässen und Synthesizern. „Alive“ ist aber alles andere als ein Kuriosum.
Im eröffnenden Titelsong klopft der Vorhof der Hölle gleich dreimal an. Wüsste man es nicht, man würde die Gitarren keinesfalls vermissen, so süßlich und doch druckvoll tanzt das Bass-Synthi-Gespann durch die Nacht. M. Chvasta trägt seine Weise mit steter Stimme vor, in sich ruhend und doch bestimmt, deutlich, mit Nachdruck. Er muss nicht in etwaige Tiefen absteigen, seine ominöse Präsenz ist mehr als ausreichend. In „Jaded Love“ wird deutlich, dass Dead Register ihre eigene Band sind, spielen geschickt mit den Post-Punk-Anfängen, nehmen eine vergleichsweise poppige Melodie hinzu und ergeben sich doch der Schwere des Seins – ein wunderbarer Limbo irgendwo im Nirgendwo.
Wie sich „Let Me In“ sukzessive setzt, seine doomige Wucht ausbreitet und zugleich klagende Töne anbringt, geht sofort unter die Haut. Das gesamte, versammelte emotionale Gewicht des Protagonisten ist in jeder Sekunde spürbar, während Avril Che (Synth-Bass und Keys) sowie Randy Garcia (Drums) ein verstörendes wie harmoniebedürftiges Korsett schnitzen. Noch gewaltiger ist nur „Two Silhouettes“, diese überlange Doom-Suche nach dem Selbst, die wiederholt laut aufheult, geschickt mit Gothic-Chic kokettiert und die vielleicht beste Gesangsmelodie des gesamten Albums hervorbringt.
Nach knapp 40 Minuten ebbt der Zweitling ab und hinterlässt Erstaunen. Nein, Dead Register können mit etwaigen Type O-Vergleichen nicht mithalten, was aber keinesfalls eine qualitative Angelegenheit ist. Sie wollen – und versuchen – es erst gar nicht, weil das wohl nie der Plan war. Zwar bemüht sich „Alive“ um bittersüße Töne, diese wollen sich gewiss nicht von der Hand weisen lassen, doch sorgt alleine schon die unorthodoxe Instrumentierung für eine vollends eigenständige Präsentation, die zudem mit Post Punk, mit synthetischen Anleihen, mit unerwarteten Wendungen am laufenden Band komplett auf eigenen Beinen steht. Die manische bis magische Schwerfälligkeit von Dead Register unterhält von vorne bis hinten und will unbedingt erlebt werden, frei von etwaigen Erwartungen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 13.05.2022
Erhältlich über: Seeing Red Records
Website: www.deadregister.com
Facebook: www.facebook.com/deadregister
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