Ufomammut – Fenice
Von Album zu Album verloren Ufomammut ihre Spontaneität, so das Eigenempfinden der Band. Nach der Unendlichkeit suchten sie nach Wegen, diese zurückzugewinnen. begrüßten mit Levre einen neuen Schlagzeuger und schickten sich an, einfach wieder von vorne anzufangen, wie ein Phönix aus der Asche zu steigen, anstatt sich andauernd zu wiederholen. Passenderweise heißt die neue Platte „Fenice“ (ital. für „Phönix“) und war ursprünglich als ein gewaltiger Song konzipiert, der schließlich in sechs Kapitel aufgeteilt wurde.
Gewaltige Synthetik und beateske Einschübe eröffnen „Drat“ und wirken wie eine gewaltige Maschine, die aus dem Tiefschlaf erwacht und sich zur kompletten Eskalation aufschwingt. Das Hauptriff, das nach ca. fünf Minuten auftaucht, ist in seiner Heavyness und Kompromisslosigkeit ein echtes Aha-Erlebnis, brachial wie mitreißend auf unwiderstehliche Weise. So viel Stoner-Sludge hat man bei Ufomammut schon lange nicht gehört, die zweite Hälfte rockt geradezu, während Neuzugang Levre als rhythmisches Powerhouse sein Spiel mit beneidenswerter Leichtigkeit variiert und die einzelnen Abschnitte geschickt zusammenhält.
Diese Intensität kann über weite Teile der Platte gehalten werden. Wie „Pyramind“ mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus fällt – die fließenden Übergange zwischen den einzelnen Tracks sind ein Überbleibsel des ursprünglichen Konzepts – überwältigt förmlich, nur um schließlich Platz für schwerfällige Sinnsuche zu machen. Aus dem psychedelischen Space-Doom-Exkurs erhebt sich ein manischer Wurmfortsatz mit schmerzerfüllten Schreien, die Hören und Sehen vergehen lassen. Im Vergleich dazu trägt „Psychostasis“ Post-Metal-Dynamik in sich, bereitet die perfekte Eruption lange und konzentriert vor, nur um schließlich doch durch die Decke zu gehen und sämtliche Sinne gleichzeitig zu attackieren, wie sich das für Ufomammut eben gehört.
Irgendwann ist Schluss, trotz aller Hochspannung doch viel zu plötzlich, denn wie könnte es auch anders sein? Ufomammut besinnen sich tatsächlich auf das Wesentliche und kehren eine neue, alte Facette hervor, die mit wachsender Begeisterung ausgelebt wird. „Fenice“ streift sämtliche Erwartungen ab, distanziert sich von erzwungen Loops und Neuerfindungen. Psychedelischer Wahnsinn und doomige Schwere treffen auf neue Riffgewalt, auf überraschend elektronische Einflüsse, auf unfassbaren Druck und rasende, manische Energie. Ihr bestes Album seit einem ganzen Jahrzehnt sorgt für willkommene, unerwartete Verzückung.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 06.05.2022
Erhältlich über: Neurot Recordings (Cargo Records)
Website: www.ufomammut.com
Facebook: www.facebook.com/ufomammutband
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